Wien - Österreichs Banken und Bausparkassen verlangten im dritten Quartal bei neu vereinbarten Euro-Wohnbaukrediten erstmals seit längerer Zeit wieder deutlich höhere Zinsen. Gegenüber Juni stieg der Zinssatz im September um 0,45 Prozentpunkte auf 4,09 Prozent, teilte die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) am Montag mit.

Einerseits gab es bei den Konditionen für Zwischenfinanzierungen von Bausparkassen erstmals seit längerer Zeit stärkere Zinsanhebungen, andererseits kam es im Wohnbaukreditbereich zu einem relativ hohen Volumen von Konvertierungen von Schweizer Franken in Euro-Kredite. Offenbar wurde der durch die Abwertung des Franken günstige Zeitpunkt zum Umstieg in den Euro genutzt, womit ein höheres Neugeschäftsvolumen an höher verzinsten variablen Zinssätzen zu verzeichnen war, so die Nationalbank.

Euroraum-Durchschnitt

Mit 4,09 Prozent lag der Zinssatz aber nach wie vor unter dem Euroraum-Durchschnitt von 4,39 Prozent. Dennoch wurden die vier Leitzinserhöhungen der EZB um insgesamt 1 Prozentpunkt in Österreich bei Wohnbaukrediten bisher schwächer als in anderen Kreditkategorien an die Kunden weitergegeben, der Vergleichswert des Vorjahres wurde lediglich um 0,62 Prozentpunkte überschritten.

Auch bei Unternehmenskrediten gab es im dritten Quartal markante Anstiege bei den Neugeschäftszinssätzen. Bei Volumen von bis zu 1 Million Euro stieg der Zinssatz gegenüber Juni um 0,30 Prozentpunkte auf 4,31 Prozent, bei Volumen von über 1 Million Euro war ein Anstieg von 0,26 Prozentpunkte auf 3,78 Prozent zu verzeichnen. Die Leitzinserhöhungen wurden in beiden Kategorien weitgehend an die Kunden weitergegeben, die Vorjahreswerte wurden um 0,90 bzw. 0,96 Prozentpunkte überschritten. Damit gab es bei Unternehmenskrediten die höchsten Zinssätze seit April bzw. Februar 2003 zu verzeichnen, nach wie vor blieben die Zinssätze aber günstiger als im Euroraum, so die Nationalbank.

Kräftiger Anstieg bei Franken-Krediten

Zu einem kräftigen Anstieg der Zinsen kam es im dritten Quartal auch bei neu vereinbarten Schweizer Franken-Krediten. Bei dieser derzeit einzigen relevanten Währung im Fremdwährungskreditbereich wurden die Zinsen von den heimischen Banken parallel zur Leitzinserhöhung der Schweizer Notenbank um 0,23 Prozentpunkte auf 2,84 Prozent angehoben.

Der relative Zinsvorteil des Franken-Kredites stieg auf Grund des starken Anstiegs des Zinssatzes für Euro-Wohnbaukredite zwar auf 1,25 Prozentpunkte, lag damit aber deutlich unter dem Vergleichswert von September 2005 von 1,56 Prozentpunkte, teilte die OeNB weiter mit.

Über das gesamte aushaftende Kreditvolumen führte der höhere Anteil an variabel verzinsten Krediten dazu, dass die Leitzinsanhebungen sich in den Konditionen österreichischer Kunden stärker als im Euroschnitt widerspiegelten und der relative Zinsvorteil zum Euroraum weiter schmolz. So lag der durchschnittliche Zinssatz für langfristige Wohnbaukredite (über 5 Jahre Laufzeit) mit 4,53 Prozent lediglich 0,09 Prozentpunkte unter dem Euroraum-Durchschnitt.

Bei Krediten für Konsum und sonstige Zwecke an private Haushalte (ebenfalls mit Laufzeit von über 5 Jahren) betrug der Zinsvorteil im September 2006 zwar noch 0,66 Prozentpunkte (5,20 Prozent in Österreich gegenüber 5,86 Prozent im Euroraum), ein Jahr zuvor waren die vergleichbaren Zinssätze in Österreich mit 4,56 Prozent aber noch 1,11 Prozentpunkte niedriger als im Euroraum-Durchschnitt gelegen.

Erhöhungen bei Einlagenzinssätzen

Bei Einlagenzinssätzen gab es im dritten Quartal im Neugeschäft weiter Erhöhungen zu verzeichnen. Besonders bei längerfristiger Bindung (über 2 Jahre) blieben sie aber etwas hinter denen der letzten Quartale zurück. Gegenüber Juni gab es einen Zinsanstieg um 0,13 Prozentpunkte auf 3,43 Prozent, was heißt, dass die vier Leitzinserhöhungen noch nicht vollständig weitergegeben wurden (+0,89 Prozentpunkte gegenüber September 2005). Dennoch gab es auch hier für Österreichs Kunden einen deutlichen Zinsvorteil gegenüber dem Euroraum-Durchschnitt (2,66 Prozent).

Bei kurzen Laufzeiten (bis zu 1 Jahr bzw. 1 bis 2 Jahren) wurden die vier Leitzinserhöhungen der EZB bereits vollständig an die Kunden weitergegeben, die Vergleichswerte des Vorjahres wurden mit 2,95 Prozent bzw. 3,08 Prozent immerhin um 1,03 bzw. 1,12 Prozentpunkte überschritten. Bei täglich fälligen Einlagen von privaten Haushalten ging die kontinuierliche Aufwärtsentwicklung im dritten Quartal ebenfalls weiter, im September 2006 konnte bereits ein Durchschnittszinssatz von 1,34 Prozent beobachtet werden, ein Jahr zuvor war der Vergleichszinssatz noch bei 0,96 Prozent gelegen. (APA)