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Gewusst wie ist bei der Mundhygiene das Um und Auf

Foto: apa/Harald Schneider
Die gewissenhafte Reinigung der Kauwerkzeuge dient zur Prävention zweier Erkrankungen im Mundbereich: Einerseits Karies, andererseits Erkrankungen des Zahnhalteappartes wie Zahnfleischentzündungen und Parodontitis, die im Volksmund unter Parodontose bekannt ist. "Für diese Erkrankungen sind Bakterien hauptverantwortlich, die durch die Zahnreinigung entfernt und reduziert werden", weiß Ines Kapferer von der Abteilung für Zahnerhaltung an der Universitätszahnklinik Innsbruck.

Irrtum: So oft wie möglich

Richtig Zähneputzen will gelernt sein und ist immer noch mit mythenhaften Überzeugungen behaftet. "Als Laie glaubt man ja immer, dass man gleich nach dem Essen die Speisereste wegputzen muss. Die Speisereste an sich lösen keine Erkrankung aus", klärt die Zahnärztin einen viel verbreiteten Irrtum auf. Karies und Zahnfleischentzündungen werden erst durch die Bakterien ausgelöst. "Sie brauchen bis zu 24 Stunden um sich am Zahn anzuhaften und zu vermehren und verstoffwechseln die Nahrung. Das heißt, wenn man einmal am Tag perfekt Zähne putzt, reicht das aus und ist besser als dreimal am Tag ein bisschen", rät Kapferer.

Perfekt heißt in diesem Fall: Pflege mit Bürste und Zwischenraumpflege, also Zahnseide oder Interdentalbürsten. Ob die gute alte Handzahnbürste oder die elektrische Weiterentwicklung besser ist, darüber scheiden sich die Geister. "Den Studien nach gibt es keine Unterschiede", weiß die Zahnärztin. "Der Vorteil einer elektrischen ist, dass sie von der Anwendung her einfacher sind, aber bei richtiger Technik ist die Handzahnbürste genau so gut. Man muss es immer gezeigt bekommen und auch die elektrischen Bürsten richtig verwenden, sonst bringen sie überhaupt nichts." Wichtig: Wechseln sollte man die Bürste auf jeden Fall sobald sich die Borsten aufbiegen. Eine andere Regel lautet alle zwei Monate.

Zahn für Zahn

"Wichtig ist in jedem Fall, dass man mit System vorgeht und Zahn für Zahn putzt. Zum Beispiel unten innen bei den hinteren Zähnen anfangen und dann langsam nach vorne gehen und auf der anderen Seite wieder zurück. Dann alle Zähne unten von außen. Dann die Kauflächen …", fasst Kampferer zusammen. Färbetests eignen sich ab und zu gut zum Überprüfen der Putztechnik

Putztechnik nach Bass

"Die empfehlenswerte Standardtechnik ist die Putztechnik nach Bass und ihrer Modifizierung, die in allen Studien gut abschließt. Dabei wird genau der schwer zugängliche Übergang vom Zahn zu Zahnfleisch geputzt", erklärt Kampferer. Man setzt dabei die Zahnbürste in einem 45-Grad-Winkel zur Zahnreihe an. Die Borsten treffen schräg von oben und der Seite auf die Zahnoberfläche und den Zahnfleischsaum. Durch "Rütteln" mit kleinen Horizontalbewegungen werden die schwer zu erreichenden Stellen gereinigt. Bei der modifizierten Bass Technik wird das Rütteln durch Kreisen ersetzt.

Mythos Rot-Weiß

Ein nicht empfehlenswerter Mythos hingegen ist die so genannte Rot-Weiß-Technik: "Wie beim Stiegenputzen bleibt der Schmutz bei dieser Technik in der Ritze zwischen Zahn und Zahnfleisch - die Bakterien vermehren sich." Bei Kindern ist die einfachere aber nicht so wirksame Fones-Technik hilfreich: "Zähne zusammenbeißen und große kreisende Bewegungen machen. Innen kleinere kreisende Bewegungen."

Irrtum: Duschen, Kauen, Hölzchen als Putzersatz

Da die Bakterien fest am Zahn haften, bringt Spülen alleine nichts: "Die mechanische Pflege mit Zahnbürste, Zwischenraumpflege oder Zahnseide ist das Um und Auf. Zusätzlich kann man dann schon eine Spülung verwenden, zum Beispiel mit Fluoriden drinnen gegen die Karies." Zusatz, aber nie ein Ersatz, sei auch die Munddusche – bei Entzündungen außerdem auch nicht empfehlenswert. Ebenso Zahnpflegekaugummis: Wenn es im Mund durch den Stoffwechsel der Bakterien sauer wird, sinkt der PH-Wert. Die Kaugummis erhöhen diesen wieder, wodurch das Karies-Risiko reduziert wird. Bei uns kaum verwendet werden laut der Zahnärztin die in Skandinavien beliebten Zahnhölzchen, die man statt der Zahnseide oder den Interdentalbürsten benutzen kann.

Professionelle Zahnreinigung

"Alle sechs Monate, also zweimal im Jahr wäre eine professionelle Zahnreinigung beim Zahnarzt ideal", rät Kapferer. Diese spielt sich oberhalb des Zahnfleisches ab und ist nicht zu verwechseln mit der Paradontaltherapie, bei der auch die Zahntaschen mitgereinigt werden. Wenn man keine Parodontitis hat, reiche eine normale Zahnreinigung aus.

Mund und Körper

Doch nicht nur für den Mund, auch für den gesamten Körper ist die Zahnhygiene wichtig: "Schreitet die Karies voran, führt sie zu Erkrankungen des Zahnnervs, wo dann eine Wurzelbehandlung von Nöten ist. Entzündungen des Zahnfleisches oder des Knochens bleiben nicht auf den Mundraum beschränkt, über das Blutgefäßsystem besteht der Anschluss an den ganzen Körper", beschreibt Kapferer die ganzkörperlichen Zusammenhänge. An den schlechten Blutwerten könne man den Entzündungsherd im Körper absehen.

Studien bestätigen klare Zusammenhänge zwischen Parodontitis und Frühgeburten und auch zu niedrigem Geburtsgewicht. "Wo der Zusammenhang nicht ganz klar ist, ist bei Arteriosklerose, also Gefäßverkalkungen und in weiterer Folge bei Schlaganfall und Herzinfarkt, aber er ist auch da", weiß Kapferer. Das Problem dabei: Gefäßverkalkungen haben dieselben Risikofaktoren - Rauchen, Fettleibigkeit, schlechte Ernährung, Stress - wie die Parodontitis. Daher weiß man nicht, ob die beiden Erkrankungen eine Verbindung wegen der gemeinsamen Risikofaktoren haben, oder weil die Parodontits beispielsweise Mitauslöser für den Herzinfarkt ist.

Vorsorgen mit Fluoriden

Dafür, dass es erst gar nicht so leicht zu Karies kommt, sorgen die so genannten Fluoride. Aufgenommen werden sie entweder über Speisesalz, Zahnpasta, Mundspüllösungen oder Zahngele. "Wenn ein hoher Fluoridanteil im Wasser ist, braucht man keine zusätzliche Fluorid-Produkte verwenden", weiß Kapferer. Ein Zeichen für zuviel Fluorid können weiße bis bräunliche Flecken auf den Zähnen sein - die so genannte Dentalfluorose. Zu erfragen ist der Fluorid-Anteil bei den Gemeinden. (mat)