Wien – Die Ankündigung, dass Konto-Überziehungen durch die neue EU-Verbraucherkreditrichtlinie teurer werden könnten, hat für Aufsehen gesorgt. Überziehungen würden, wie berichtet, künftig die Kreditvertragsgebühr von 0,8 Prozent auslösen, die Banken müssten Mahnungen verschicken und einen Kreditakt anlegen. Darin sehen die heimischen Banken einen unnötigen bürokratischen Mehraufwand, der hauptsächlich Kosten verursacht.

Schuldenspirale

Die Konsumentenschützer der Arbeiterkammer (AK) befürworten die verstärkte Informationspflicht der Banken. "Durch eine Warnung, dass man ins Minus gerutscht ist und eine Information darüber, wie hoch die Überziehungszinsen sind, können Kunden ihre Finanzen besser kontrollieren", sagte AK-Konsumentenschützer Harald Glatz dem STANDARD. Könne das Konto nicht mehr gedeckt werden, würde sich die Schuldenspirale sehr oft schnell zu drehen beginnen. Der Schutz vor Überschuldung sei daher ein wichtiger Aspekt.

Wenn das Geld knapp wird, behilft man sich in Österreich üblicherweise mit Kontoüberziehung. Die Mehrzahl der Bankkunden rutsche gelegentlich oder auch regelmäßig ins Minus. Diese Zwischenfinanzierung ist auch deswegen beliebt, weil sie unbürokratisch und schnell geht. Allerdings verursachen Konto-Überziehungen hohe Kosten von bis zu 13,25 Prozent. Übersteigt das Minus die erlaubte „Einkaufsreserve, fallen zusätzlich fünf Prozent Überziehungszinsen an.

Die in Österreich bestehende Möglichkeit der Konto-Überziehung gilt in der EU als Unikum. In kaum einem Land wird diese Zwischenfinanzierung angeboten. Über die Verbraucherkreditrichtlinie soll am 5. Dezember im EU-Ministerrat abgestimmt werden. (Bettina Pfluger, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.11.2006)