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Josef Ackermann.

Foto: Brauchitsch/Getty Images
Düsseldorf/Berlin – Josef Ackermann ist frei. Der Chef der Deutschen Bank muss nicht mehr mit einem Schuldspruch im Mannesmann-Prozess rechnen, sondern kann sich wieder gänzlich auf die Führung des größten deutschen Bankhauses konzentrieren. Das Landgericht Düsseldorf hat am Mittwoch den spektakulärsten Wirtschaftsprozess der deutschen Geschichte eingestellt. Das hatte zuvor die Verteidigung beantragt, die Staatsanwaltschaft hatte sich der Forderung angeschlossen.

Dass der Prozess sieben Jahre nach Übernahme von Mannesmann durch den britischen Mobilfunkbetreiber Vodafone nun sein Ende findet, lässt sich Ackermann 3,2 Millionen Euro kosten. Diese Geldbuße wird der bestbezahlte Manager Deutschlands (15 bis 20 Millionen Euro Jahreseinkommen) aus eigener Tasche berappen. Damit ist kein Schuldeingeständnis verbunden, Ackermann ist auch nicht vorbestraft. Die anderen fünf Angeklagten verlassen das Gericht ebenfalls als freie, aber zahlende Männer. Insgesamt fließen der Staatskasse und gemeinnützigen Einrichtungen 5,8 Millionen Euro zu.

Aufatmen und Kritik

Richter Stefan Drees begründete die Einstellung damit, dass kein öffentliches Interesse an einer weiteren Strafverfolgung bestehte und der Einstellung auch keine besonders schwere Schuld der Angeklagten entgegenstehe. Im Gegenteil: Die nicht vorbestraften Angeklagten seien durch das sich seit Jahren dahinziehende Verfahren schon "überdurchschnittlich" belastet worden. Ackermann musste sich seit Oktober 2004 wegen des Verdachts der Untreue zwei Mal vor Gericht verantworten, denn er hatte die Prämien an die Ex-Mannesmann-Manager als Aufsichtsratschef abgesegnet. Den ersten Freispruch hatte der BGH vorigen Dezember aufgehoben.

Während die Deutsche Bank erleichtert reagierte, gab es aus der Politik harsche Kritik: "Wäre der Satz 'Die Kleinen hängt man und die Großen lässt man laufen' noch nicht erfunden, wäre heute der richtige Tag dafür", sagte Grünen-Fraktions-Chefin Renate Künast. Auch der CSU-Landesgruppenchef im Bundestag, Peter Ramsauer, sprach von einer "Freikaufaktion". (bau, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30.11.2006)