Wien - In einem Brief von EADS-Aufsichtsratschef Manfred Bischoff an Finanzminister Karl-Heinz Grasser hat dieser Österreich schon im Juli 2001 eine Paketlösung samt Lieferung von 18 Eurofightern ab dem Jahr 2007 angeboten. Diesen Brief hat News veröffentlicht und das Finanzministerium bestätigt, wenn auch als alter Hut abgetan.

"Der Brief von EADS-Aufsichtsratvorsitzenden Bischoff an Finanzminister Karl-Heinz Grasser zum Thema Eurofighter ist auch alles andere als brisant. Dieses Schreiben war im Ministerium ganz normal bekannt und auch veraktet. Angebote und Schreiben gibt es aus demselben Zeitraum auch von MIG und Saab, auch diese sind dem Ministerium bekannt und in Aktenform angelegt. Sämtliche Akten, so auch der angesprochene Brief, sind dem Parlament vergangene Woche zugegangen", heißt es in einer Aussendung des Ministeriums.

In dem EADS-Brief nimmt Bischoff Bezug auf einen Werksbesuch Grassers bei EADS, bei dem bereits ein "Vorschlag für eine Paketlösung zum Vorhaben Abfangjäger" angekündigt worden sei. Und weiter: "Unser Vorschlag der Paketlösung beinhaltet, wie besprochen, als Interimslösung die Lieferung und Betriebsunterstützung von 23 Luftfahrzeugen MiG-29 (...) sowie ab dem Jahr 2007 die Lieferung von 18 Luftfahrzeugen Eurofighter als Ersatz für die Draken-Flugzeuge."

Etliche Details sind an dem Schreiben interessant und haben am Mittwoch zu heller Aufregung bei SPÖ, Grünen und FPÖ geführt: Als Datum trägt der Brief den 27. Juli 2001 und wurde damit vor der Einleitung der Draken-Nachfolgebeschaffung verfasst. Ausgeschrieben wurden ursprünglich 24 Kampfjets. Wie konnte EADS 2001 ahnen, dass 2003 - nach dem Hochwasser - die Ausschreibung auf 18 Flieger reduziert wird? Ursprünglich hätten die Eurofighter 2005 kommen sollen. Wie konnte EADS 2001 erahnen, dass auch 2007 akzeptiert wird? Brisant ist auch, dass in dem Brief offenbar auch der spätere Preis von 1,988 Milliarden Euro genannt werde. "Das ist die wahre Bombe", sagte ein U-Ausschussmitglied zum Standard.

Die Grünen sehen durch das Schreiben den "Verdacht auf Manipulation und Schiebung der Typenentscheidung" bestätigt. FP-Fraktionsführer im U-Ausschuss, Ewald Stadler sagte: "Die Suppe hat bereits die Konsistenz von Pudding." Und SP-Fraktionsführer Günther Kräuter sagte, dass der "Verdacht auf einen sittenwidrigen Abschluss des Eurofighter-Kaufvertrages den kostenlosen Ausstieg aus dem Deal in greifbare Nähe rückt".

Einzig die Eurofighter GmbH schwieg. "Wir werden im Ausschuss unsere Stellungnahmen abgeben", sagte Kommunikationschef Wolfdietrich Hoeveler.

Wohlwollende Beobachter meinen, EADS habe mit einem günstigeren Angebot bezogen auf 18 Jets "erst den Fuß in die Tür" des österreichischen Marktes bekommen wollen. Lange Zeit wäre ja nur der Gripen zur Diskussion gestanden.

(Michael Bachner/DER STANDARD-Printausgabe, 30.11.2006)