Den Geruch von Käse genießen und dessen Wert mit Hingabe an Laien vermitteln: eine akademische Elite des Geschmacks.

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Pollenzo – "Sie werden Gastronomen sein. Spezialisiert darin, die Qualität und Kultur des Essens zu vermitteln." Für Nicola Perullo, Ästhetik-Professor an der italienischen Universität der gastronomischen Wissenschaften, ist das Ziel klar: Die ersten Absolventen sollen in Medien und als Manager von Industrien oder Großfarmen arbeiten.

Die 2004 gegründete Uni ist weltweit einzigartig: Als Teil der Slow-Food-Bewegung, steht sie diametral zu Food-Design und Fast-Food. "Meine Sorge ist nicht, wie Essen in den richtigen Farben passend auf einem Teller präsentiert wird", betont Perullo, sondern auf welche Weise Sinne mit Wissen verbunden seien. Als Weinverkoster stelle er die Frage: "Wenn ein Wein gut ist: Ist er gut für mich oder auch für alle anderen?"

Von 500 Bewerbern werden jährlich 60 Studenten aufgenommen. Neben einem dreijährigen Grundstudium zu 19.000 Euro jährlich in Pollenzo (Piemont), gibt es zwei Masterstudiengänge zu je 21.000 Euro in Colorno (Parma). Die Gebühren beinhalten die Unterkunft, Exkursionen und Essen – es stehen auch 20 Stipendien für jeden Jahrgang zur Verfügung. Die Steirerin Kathrin Fehervary (27) ist in ihrem dritten Jahr. Durch eigene Ersparnisse und den Zuschuss eines Weinguts finanzierte sie das erste Jahr. Seitdem nützt sie ihre guten Noten für ein Stipendium – den restlichen Betrag bringt sie durch Arbeiten während der Woche ein.

"Ich hatte schon als Kind eine Leidenschaft für gutes Essen", erklärt Fehervary. Heute rät sie, statt in einem Riesen- Supermarkt einzukaufen, einen Bauern aufzusuchen. Was als Mühe beginne, werde bald zur Routine. "Da kommt dann der Moment, wo Essen so richtig Spaß macht, zur Abwechslung und zum sozialen Katalysator wird." Sie schätze den internationalen Charakter der Uni, an der auf Englisch und Italienisch gelehrt wird. Ab Sommer 2007 sollen Interessierte aus aller Welt verstärkt durch zwei Sommerkurse angeworben werden. Diese sollen bis zu einem Monat dauern. "Unsere Studenten werden Intellektuelle des Essens sein", meint Uni-Rektor Vittorio Manganelli und fügt lachend hinzu: "Nicht nur des italienischen." (Louise Beltzung, Georg Horvath/UNISTANDARD Printausgabe, 30. November 2006)