Wien - Im Fall des Konkurses der Marchfelder Gemüsegroßhandelsfirma Wais Kartoffel Handelsges.m.b.H gebe es nach interner Revision und internen Befragungen sowie Prüfung der Verdachtsmomente derzeit kein relevantes Vergehen von Rewe-Mitarbeitern, sagte Corinna Tinkler, Sprecherin von Rewe Austria, am Donnerstag zur APA. Für den Vorstand gelte daher die Unschuldsvermutung.

Rewe wolle den Sachverhalt aber lückenlos klären, so Tinkler weiter, daher gingen auch die Untersuchungen weiter. "Sollte ein Fehlverhalten festgestellt werden, dann wird der Vorstand konsequent handeln", sagte die Sprecherin. Derzeit kämen gegenüber dem Mitarbeiter aber keine Konsequenzen zum Tragen.

Der Konkurs der Marchfelder Gemüsegroßhandelsfirma Wais Kartoffel Handelsges.m.b.H. könnte, wie berichtet, ein Fall für die Staaatsanwaltschaft werden. Im Visier des Masseverwalters steht ein leitender Mitarbeiter der Handelskette Rewe. Masseverwalter Georg Unger hat der Anklagebehörde eine Sachverhaltsdarstellung zur "Pleite der Marchfelder Gemüsegrosshandelsfirma W." übermittelt.

Konkret hat Unger Anzeigen an die Wettbewerbsbehörde wegen des Verdachtes des Missbrauches einer marktbeherrschenden Stellung sowie an die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachtes der verbotenen Geschenkannahme, der Untreue, der Unterschlagung sowie dauernder Sachentziehung übermittelt.

Der Hintergrund

In den Jahren 2004 und 2005 hat der Gemüsegroßhändler Wais in zwei Schritten den auf Karotten spezialisierten Großhändler Karbinovsky & Bartl um insgesamt 4,2 Mio. Euro übernommen. Dieser setzte damals rund 90 Prozent mit der Rewe-Gruppe (Billa, Merkur, Penny) um - seit 27. November 2006 ist auch Karbinovsky & Bartl in Konkurs. Gleich nach der Übernahme durch Wais sei der Umsatz bei Karbinovsky eingebrochen. Die Rewe-Umsätze seien an eine neu gegründete Firma, die Niedermaier Vertriebs GmbH, umgeleitet worden.

Bei der neuen Wiener Gesellschaft sollen der ehemalige Eigentümer von Karbinovsky & Bartl und die Ehefrau eines leitenden Rewe-Mitarbeiters beschäftigt gewesen sein und zwar "zu einem Gehalt, das einem Drittvergleich nicht standhält". Gleichfalls habe sich auch die Stieftochter des Rewe-Mitarbeiters auf der Gehaltsliste befunden, "obgleich sie nicht im Unternehmen tätig war".

Außerdem sollen 14.000 Gemüsekisten bei Rewe-Ausgabestellen von einer Konkurrenzfirma unberechtigter Weise abgeholt worden und für zwei bis drei Monate "entwendet" worden sein. Ohne diese Maßnahme wäre die Logistik bei Rewe nicht aufrecht zu halten gewesen, heißt es im Bericht des Masseverwalters. Von der Rewe-Gruppe sei schließlich an Karbinovsky & Bartl eine Rabattnachforderung über mehr als 360.000 Euro für Lieferungen der Jahre 2003 und 2004 gestellt worden und von den Lieferforderungen einbehalten worden. Dies habe die Zahlungsunfähigkeit verursacht. (APA)