Weimar - Die bei einer Brandkatastrophe schwer beschädigte Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar soll im Oktober nächsten Jahres wiedereröffnet werden. "Wir sind sehr sicher, den ehrgeizigen Fertigstellungstermin halten zu können", sagte der verantwortliche Architekt Walther Grunwald am Mittwoch. Der 24. Oktober ist der Geburtstag der Namenspatronin.

Das zum klassischen Weltkulturerbe zählende Bibliotheksstammhaus mit dem einmaligen Rokokosaal war am 2. September 2004 arg in Mitleidenschaft gezogen worden. 50.000 der wertvollen Bücher verbrannten, weitere 62.000 wurden beschädigt. Die Kosten für die Sanierung des Gebäudes und die Beseitigung der Brandschäden belaufen sich auf 11,9 Millionen Euro.

Durch das Feuer wurden die beiden Dachgeschosse sowie eine hölzerne Galerie des mit historischen Büchern, Gemälden und Büsten geschmückten Rokokosaales völlig zerstört. 348.000 Liter Löschwasser versickerten laut Grunwald bis in die Fundamente des Hauses. "Wir hatten einen gelöschten Brand und ein ertrunkenes Gebäude", sagte Grunwald. Nach komplizierten Trocknungsverfahren, bei denen die unterschiedlichen Eigenschaften von Holz und Steinwänden berücksichtigt werden mussten, sei jetzt nur noch eine Restfeuchte im Gebäude. "Das Kunstgut wird dadurch nicht gefährdet", sagte der Experte, der auch bei der Sanierung des Französischen Doms in Berlin mitwirkte.

Blick auf verkohlte Balustrade

Unter dem neu errichteten Dachstuhl ist bereits eine Feuchtigkeits- und Temperatursteuerung in Betrieb. Sie soll die Luftfeuchtigkeit konstant halten, um die Bücher nicht zu gefährden. Es entsteht ein Sonderlesesaal mit vier Forschungsplätzen und drei Leseplätzen. Inmitten des Lesesaals wird laut Grunwald ein großer Glaskubus den Blick auf die verkohlte Balustrade des Rokokosaales freigeben. Diese Brandspuren werden nicht beseitigt.

Im ovalen Rokokosaal arbeiten derzeit Holzrestauratoren und Maler an der Wiederherstellung der Bücherschränke. Das Prunkstück der alten Bibliothek soll sich zur feierlichen Wiedereröffnung in einem bläulichen Weiß präsentieren, das der ersten historischen Bemalung nachempfunden wurde. Maximal 25 Besucher gleichzeitig können dann das wiedererstandene Kleinod betrachten. Nach originalen Befunden von 1849 wird auch die barocke Fassade in einem rötlichen Ocker gestrichen. Fenster- und Türgewände bekommen ein helles Gelb. (APA/dpa)