Innsbruck – Die Zeugenaussage eines Exmitarbeiters eines Tiroler Fuhrunternehmens wirft bedenkliches Licht auf die Effizienz der Lkw-Kontrollen im Tiroler Inntal. Demnach sollen Frächter regelmäßig via Internet Informationen erlangt haben über die Öffnungszeiten der Lkw-Kontrollstelle in Kundl – lange Zeit "Österreichs Vorzeigebetrieb" (laut Ex-Innenminister Ernst Strasser).

Auf die Missstände hingewiesen hat der Bedienstete des Fuhrunternehmens bei den Ermittlungen im jüngsten Tiroler Frächterskandal. Vor knapp zwei Wochen wurden sechs Frächter und ein Anwalt wegen des Verdachts der betrügerischen Krida festgenommen. Der Hauptverdächtige ist der De-facto-Eigentümer der Tiroler Truck Service, die bei der Lkw-Kontrollstelle Kundl die Nachsorgelogistik, das Um- und Abladen überladener Lkw, betreibt. Der Truck-Service-Chef soll laut Landeskriminalamt aus den von ihm beherrschten acht Transportfirmen "mindestens 600.000 Euro" abgezogen und Gläubiger "massiv" geschädigt haben.

Effizienz gewährleistet

Das Land Tirol hat nach Bekanntwerden dieses Skandals beteuert, dass die Effizienz der Kontrollen gewährleistet sei, denn die Nachkontrolle werde durch beeidete Aufsichtsorgane vorgenommen. Das Land hat damit auch Vorwürfe von Transitforum-Obmann Fritz Gurgiser zurückgewiesen, dass sich in Kundl Frächter "selbst kontrollieren". Die vorliegende Zeugenaussage geht in diese Richtung.

Demnach sollen Frächter via Internet – auch aufgrund von Hinweisen auf der mittlerweile geänderten Homepage der Asfinag – Informationen erhalten haben, ob die Lkw-Kontrollstelle gerade geöffnet hat. Laut Asfinag sei ein Serviceangebot für "illegale Warnungen missbraucht" worden. Auf der Homepage seien Fahrverbote und Sperren angezeigt worden, dabei auch die nötige Sperre des ersten Fahrstreifens bei Lkw-Kontrollen. "Daraus war es möglich auf Kontrollen der Exekutive rückzuschließen".

Kein Handlungsbedarf "Wir nehmen die Vorwürfe und Hinweise sehr ernst," heißt es bei der Verkehrsabteilung der Polizei und des Landes Tirol. Beim Land sieht man aber vorerst keinen Handlungsbedarf. Gurgiser kritisiert, dass die Nachsorge nicht vertraglich geregelt sei. Hier werden hoheitliche Aufgaben des Landes dem Dunstkreis dubioser Unternehmen überlassen". (Benedikt Sauer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1.12.2006)