Kunst und Kultur
Ansturm auf Harry Potter
Bereits fünf Millionen Vorbestellungen für den vierten Band
London/New York - Harry Potter, der 14 Jahre alte Zauberlehrling aus dem von Kindern in aller Welt fast hysterisch
erwarteten neuen Buch der britischen Autorin Joanne K. Rowling, ist seit der Nacht zum Samstag endlich da. Pünktlich zur Geisterstunde in
London begann der Verkauf des vierten Bandes der "Harry Potter"-Abenteuer. Tausende von Kindern warteten in Buchhandlungen in
Großbritannien geduldig auf den Anbruch des neuen Tages, um endlich das Buch "Harry Potter and the Goblet of Fire" (etwa: Harry Potter
und der Feuerkelch) in Händen zu halten.
Meterlange Schlangen
Meterlange Schlangen hatten sich auch vor den Buchhandlungen in den USA gebildet, wo der Start des neuen Potter-Bandes gleichfalls mit
Kinderfesten, Schlafpartys, Lesungen und Zaubereinlagen gefeiert wurde. Mit der Aufschrift "Je ein Band pro Familie" hatte ein Laden in
Washington versucht, mit dem Ansturm fertig zu werden. einem Laden hatten sich Buchläden in Großbritannien und den USA am Freitag auf
den Verkauf von Millionen Bänden Die Spannung auf das neue Buch von J.K. Rowling war durch eine strikte Geheimhaltungspolitik und die
Ankündigung, eine der Hauptpersonen werde sterben, gesteigert worden.
Spannend und witzig
Die Londoner Zeitung "The Times" druckte am Samstag als Aufmacher auf der Titelseite die erste Buchbesprechung des neuen Werkes. "Ist
es gut? Und ob es das ist", befand die Kritikerin der Times, die offenbar doch schon im Voraus an ein Besprechungsexemplar gekommen
war. Die Story sei spannend und witzig geschrieben. Welche Hauptperson ganz am Ende des Buches sterben wird, verriet auch die "Times"
nicht: "Es ist nicht die, die Sie meinen."
Neuer Rekord
Alleine der Internet-Buchhändler amazon.com hat bereits 400.000 Exemplare des Buches verkauft. Am Samstag brachte allein dieses
Unternehmen 53 Tonnen des neuesten Bandes in Großbritannien auf den Weg. Für die neuen Geschichten aus dem Leben des verwaisten
Zauberlehrlings liegen weltweit fünf Millionen Vorbestellungen vor. Die Erstauflage brach in Großbritannien mit einer Million alle bisherigen
Rekorde. In den USA wurden bereits 3,8 Millionen Bücher gedruckt - das 40fache eines "normalen Bestsellers".
Nicht nur in britischen Buchläden, auch in Schellimbissketten, Tankstellen und Autobahnraststätten wurde das neue Potter-Buch am
Samstagmorgen verkauft. Mehrere Händler rechneten damit, noch am ersten Tag ausverkauft zu sein. "So wie das angelaufen ist, werden wir
nicht innerhalb von Tagen, sondern innerhalb von Stunden das neue Potter-Buch nicht mehr haben", sagte einer. Zeitungen verglichen die
Aufregung mit 1841, als New Yorker in den Hafen liefen, um Schiffspassagiere aus Europa nach dem Ausgang der letzten Folge von Charles
Dickens' Buch "Der Raritärenladen" (The Old Curiosity Shop) zu fragen.
Auf deutsche Ausgabe muss noch gewartet werden
Die deutsche Ausgabe des neuesten Potter-Abenteuers erscheint erst am 14. Oktober - Startauflage voraussichtlich 350.000 Exemplare.
Bereits am Samstag war aber auch in Deutschland die englische Originalausgabe zu haben. Der Hamburger Carlsen Verlag, der die
Übersetzung vorbereitet, hatte deshalb schon mit "turbulenten Szenen" gerechnet, wie die Verkaufsleiterin Kinderbuch, Dorothea
Rechenberg, der dpa sagte.
Autogrammtour
Um der Publicity noch ein wenig nachzuhelfen, wollte Autorin J.K. Rowling (34), ihrem Buchhelden folgend, am Samstag im Londoner King's
Cross Bahnhof vom Potter-Fans vertrauten Bahnsteig 9.3/4 zu einer landesweiten Autogrammtour starten. Rowling plant insgesamt sieben
Potter-Bände. Die einst mittellose Schriftstellerin hat nach vorsichtigen Schätzungen bisher etwa 15 Millionen Pfund (24,8 Mill. Euro/342 Mill.
S) an ihren Potter-Büchern verdient.
Von den bisherigen - bei Kindern und Erwachsenen gleichsam beliebten - drei Potter-Bänden sind in den vergangenen zwei Jahren in
deutscher Sprache 1,7 Millionen Exemplare verkauft worden. Seit Monaten führen sie die Spiegel-Bestsellerliste an. Die weltweite Auflage
beträgt nach Angaben des Bloomsbury-Verlags in London 30 Millionen. Bisher wurden die Bücher in 32 Sprachen übersetzt. Durch die
geplante Verfilmung könnte sich die Auflage nach Spekulationen in der britischen Presse noch einmal verdoppeln. (APA)