Hinsichtlich ihrer Inhaltsstoffe und ihrer pharmakologischen Wirkungen seien erst etwa fünf bis zehn Prozent der höheren Pflanzenarten untersucht. Die Nachfrage nach pflanzlichen Pharmaka steige aber kontinuierlich. Von Erwachsenen, die zur Vorsorge Medikamente schlucken, würden laut einer Studie 38 Prozent ausschließlich und 41 Prozent "unter anderem" Naturheilmittel einnehmen, sagte Prof. Angelika Vollmar vom Zentrum für Arzneimittelforschung der Universität München. In der Apotheke verkaufte pflanzliche Arzneimittel und Nahrungsergänzungsmittel können als unbedenklich angesehen werden, auch wenn es große Qualitätsunterschiede bei letzteren gibt, sagte HMPPA-Präsident Stuppner.
Vor dem genannten Hintergrund gewinne die Gründung der HMPPA an Bedeutung. Ziel des internationalen wissenschaftlichen Netzwerks sei es, pflanzliche Arzneimittel besser zu erforschen bzw. neue pflanzliche Pharmaka zu entwickeln. Die gewonnenen Kenntnisse sollen in der pharmazeutischen Industrie umgesetzt werden. Zudem wolle man sich der Aus- und Fortbildung widmen, erklärte Stuppner.
Univ.-Prof. Brigitte Kopp vom Department für Pharmakognosie der Uni Wien und HMPPA-Vizepräsidentin wies darauf hin, dass auch Therapien aus anderen Kulturkreisen immer beliebter würden. Über Pflanzen aus unserem Kulturkreis würden in Österreich viele Erfahrungswerte vorliegen, über solche aus anderen - beispielsweise aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) - hingegen wenige. Im Rahmen der HMPPA habe sich daher auch der "TCM Research Cluster Austria" konstituiert, der, zusammen mit Forschern aus China, Arzneimittel aus diesem Kulturkreis näher unter die Lupe nehmen werde.