London - Unbemannte Verkehrsflugzeuge könnten schon bald als tödliche Waffen an Kampfschauplätzen, aber auch im kommerziellen Flugverkehr zum Einsatz kommen. In einem britischen Testversuch ist ein Jet-Airliner über den Süd-Westen von England gedüst - ohne, dass ein Pilot vom Cockpit aus die Steuerung bedient hat. Wie New Scientist berichtet, ist der Jungfernflug Teil eines Forschungsprojekts des britischen Verteidigungsministeriums. Die Militärstrategen wollen damit herausfinden, ob es zukünftig möglich ist, mehrere Flugzeuge gleichzeitig von einem in der Luft befindlichen Piloten steuern zu lassen.

Bei der Umsetzung der Tests vertraut die britische Regierung auf eine Lösung des Spezialunternehmens Qinetiq. Über das von Qinetiq entwickelte Kontroll-Interface sollen Piloten von ihrem Kampfflugzeug aus in der Lage sein, weitere vier Flugzeuge in der Luft zu steuern. Auch Befehle wie das Abfliegen bestimmter Suchraster oder das Angreifen eines Zieles sollen zukünftig vom Mutterflugzeug in Auftrag gegeben werden können. "Der Pilot muss dabei nur Top-Level-Entscheidungen treffen und den unbemannten Fluggeräten weitergeben, wohin sie fliegen und welche Waffen sie benutzen sollen. Keineswegs geht es darum, sie im Minutentakt zu bedienen", erklärt Kevin Williams, Projektleiter bei Qinetiq.

Test

Beim ersten Test mit einem BAC 1-11, einem 100-sitzigen Mittelstreckenjet aus den 60er-Jahren, hielt sich der Pilot im hinteren Teil des Flugzeugs auf. Abgesichert durch eine Cockpit-Crew, die auch den Start und die Landung übernahm, steuerte der Pilot das Flugzeug in der Luft allein über die installierte Konsolenlösung. Zusätzlich sah die Simulation das parallele Steuern von vier weiteren, virtuellen Flugzeugen während eines Luftangriffs vor.

In einem zweiten Versuch im März nächsten Jahres soll die Simulation wiederholt werden. Dann wird der Pilot aber im vorgesehen Tornado-Fighter sitzen und neben dem eigenen Flugzeug den BAC-Jet sowie mehrere simulierte Fluggeräte steuern. Der Einsatz unbemannter, älterer Flugzeuge erlaubt Militärstrategen eine größere Flexibilität im Planen von Angriffen und soll gleichzeitig das Risiko minimieren, dass Piloten sowie teures Fluggerät zu Schaden kommen. (pte)