Mancher Maronibrater versucht die Konkurrenz mit Zusatzangeboten zu übertrumpfen und bietet gebratene Bananen an.

Foto: STANDARD/Fischer
In der kalten Jahreszeit gehören die Maronibrater zum Stadtbild. An fast tausend Plätzen werden in Österreich Maroni und Bratkartoffeln verkauft. Doch der Konkurrenzdruck untereinander steigt – und damit auch das Angebot, das aus den Öfen kommt.

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Wien – Auch wenn das Wetter für die Jahreszeit zu warm ist: Es gibt ein sicheres Signal dafür, dass der Winter ins Land zieht. Dann nämlich, wenn Maronibrater von Dornbirn bis Wien ihre kaum mehr als zwei Quadratmeter großen Hütten aufstellen und die Holzkohle in ihren Öfen zum Glühen bringen.

Der Trend gehe jedoch leider in Richtung Gasöfen, erzählt ein Standbesitzer, der seine Maroni und Bratkartoffeln auf der Wiener Kärntner Straße brät, dem STANDARD. Gut sei diese Entwicklung nicht, denn Kartoffeln, die über Kohle gebraten werden, schmecken einfach besser, lässt dieser Standbesitzer ausrichten. Der Nachteil am Holzkohle-Ofen sei aber, dass die Erdäpfel und Maroni länger brauchen, bis sie durch sind.

Starke Konkurrenz

Die Konkurrenz unter den Standbetreibern nimmt deutlich zu. Allein in Wien werden pro Saison von etwa 190 Unternehmern rund 250 Stände aufgestellt. Im Jahr 2000 waren es noch 190 Hütten. Der Konkurrenzdruck lässt sich vor allem im Sortiment erkennen. Während früher Bratkartoffeln und Maroni angeboten wurden, können heute auch Kartoffelpuffer, Potato-Wedges, Kringel-Fritten, gebratene Bananen, Süßigkeiten und teilweise sogar Getränke beim Maronibrater gekauft werden.

"Der Maronikunde stirbt aus", sagt der Mann von der Kärntner Straße. "Die jungen Leute kaufen lieber Kartoffeln und Wedges."

Die Konkurrenz nehme vor allem aber auch durch die stark wachsende Zahl von Kebab- und Pizza-Ständen zu, erklärt ein Standbesitzer am Schwedenplatz, der das Maronigeschäft bereits in der vierten Generation betreibt.

Gutes Geschäft

Ein gutes Geschäft bringt der Verkauf von Maroni und Bratkartoffeln aber allemal. In der Saison 2004/2005 wurden österreichweit rund 76 Millionen Euro umgesetzt. Das ist deutlich mehr, als in einem ganzen Jahr im österreichischen Lebensmittelhandel für Energydrinks ausgegeben wird, wie eine Studie von Kreutzer Fischer und Partner vorige Weihnachten ergeben hat. Allein in Wien habe der Umsatz in dieser Periode 19 Millionen Euro betragen, umgerechnet also fast 79.000 Euro pro Stand. An guten Standorten wie etwa Christkindlmärkten könne sogar doppelt so viel verdient werden.

Das gute Geschäft entsteht aber auch durch Teuerungen. In den vergangenen fünf Jahren stiegen die Verkaufspreise für Maroni und Erdäpfel im Schnitt um fast 50 Prozent.

Freies Gewerbe

Die Maronibraterei war ursprünglich durch ein Patent von Maria Theresia nur Wanderhändlern vorbehalten. Heute ist sie ein freies Gewerbe, kann also von jedermann ausgeübt werden. Die Anzahl der Gewerbeanmeldungen nimmt auch dementsprechend zu. Im Vorjahr gab es 970 Stände in ganz Österreich. Die Zahl für heuer wird auf über 1000 geschätzt.

Ein hartes Geschäft sei es schon, den ganzen Winter in der Kälte zu stehen, erzählt der Maronibrater in der Wiener Rotenturmstraße. Ihm mache vor allem der Kontakt mit den Menschen Spaß. Wenn es draußen aber Minusgrade habe, dann wärme auch der Maroni-Ofen nicht mehr. "Dann hilft nur noch, zwei Hosen und drei Pullis anziehen."

Obwohl die Maronibrater prinzipiell vom kalten Wetter profitieren, gibt es auch hier Unterschiede. Ist es zu kalt, flaut auch das Geschäft ab. Die Leute wollen dann nicht mehr stehen bleiben, sich die Handschuhe ausziehen und nach dem Geld kramen. Ist es zu warm, entsteht der Gusto nicht.

Klettert die Quecksilbersäule wieder nach oben, werden die Stände zugesperrt und abmonitiert. Die Maronibrater suchen sich dann andere Saisonjobs. (Bettina Pfluger, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2./3.12.2006)