Pelé wurde als Ehrengast beim Vienna Sport Festival begrüßt, er wollte sich trotzdem nicht auf Österreich als Favorit für die EURO 2008 festlegen
Redaktion
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Wien – "Kann ich bitte ein Autogramm haben?" Pelé ist natürlich selber schuld, dass ihm während einer Pressekonferenz solche Fragen gestellt werden. Und der 66-Jährige verdient natürlich auch kein Mitleid, wenn er nach einem Wien-Besuch neben einer hübschen Antrittsgage einen "Goldenen Rathausmann mit nach Hause nehmen muss.
Man ist nicht ungestraft eine Legende, das mussten, was den Rathausmann betrifft, heuer unter anderen auch schon Freddy Quinn oder Herr Oberkellner Robert aus dem Café Landtmann zur Kenntnis nehmen. Seit 20 Jahren wird schließlich prominenten Besuchern und Residenten der Stadt die kleine, glänzende Kopie des 3,4 Meter großen und 1,8 Tonnen schweren Bannerträgers aus Kupfer, der in 97,9 Metern Höhe auf dem Rathaus steht, überreicht. Und weil es der Kopien genug gibt, bekam auch Uwe Seeler eine.
Der Deutsche ist wie der Brasilianer Ehrengast des Erste Bank Vienna Sport Festivals, das am Freitag mit dem Tag der Kinder eröffnet wurde und noch bis einschließlich Sonntag durch die Wiener Stadthalle tobt. Zu Kartenpreisen zwischen zwei und acht Euro kann mitgetobt werden.
Edson Arantes do Nascimento, Pelé also, hat sich freien Eintritt, Antrittsgage, Fragen und Rathausmann zum Beispiel mit 1281 Toren und drei Weltmeistertiteln verdient. Bei Seeler wurde diesbezüglich ein Auge zugedrückt, der mittlerweile 70-Jährige war, auch wegen Pelés Wirken, nie Weltmeister und hat auch nur ein paar hundert Tore geschossen. Verdient hat er sich den von Vizebürgermeisterin Grete Laska überreichten Rathausmann aber schon allein dafür, dass sein Geheimfavorit für den Titelgewinn bei der EURO 2008 Österreich heißt. "Fußballerisch sind die Österreicher ja erstklassig, derzeit vergessen sie nur aufs Gewinnen", sagte "Uns Uwe" im für den Anlass so um 200 Stehplätze zu klein geratenen "Roten Salon" des Rathauses. Pelé lächelte, Laska freute sich, als ob der Nikolo vorzeitig gekommen wäre, und die Zeit wurde knapp.
Also schnell noch: Pelé! Wer soll UEFA-Präsident werden? Michel Platini oder Lennart Johansson? "Beide sind meine Freunde, ich würde Franz Beckenbauer wählen." Pelé! Glauben sie auch, dass Österreich Europameister werden kann? "Mein Freund Uwe kennt sich in Europa besser aus, aber in eineinhalb Jahren kann man schon eine gute Mannschaft aufbauen." Pelé! Sind sie froh, hier zu sein? "Ja, ich freue mich, dass ich junge Menschen für den Sport begeistern kann. Außerdem bin ich hier vor sechs oder sieben Jahren zum Weltsportler des Jahrhunderts gekürt worden." Laska: "Letzte Frage!" Pelé!
Und weg war Pelé, ob‘s noch für Autogramme gereicht hat, war fraglich, schließlich wurde in der Stadthalle bereits auf ihn gewartet. Dort hatte der „beste Fußballer aller Zeiten“ (Seeler ist sich da ganz sicher) über die EURO 2008, die WM 2010 und den Nachwuchsfußball zu referieren und mit ÖFB-Präsident Friedrich Stickler zu diskutieren – wie geschrieben, der Mann ist an all dem selber schuld. (Sigi Lützow - DER STANDARD PRINTAUSGABE 2./3.12. 2006)
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