Johannesburg - Die "Afrikanische Union"(AU) - die 2002 in der sambischen Hauptstadt Lusaka gegründete Nachfolgerin der "Organisation für Afrikanische Einheit" - hat Südafrika aufgefordert, ernsthafte Schritte gegen die Gewalt zu unternehmen. Nicht nur, aber auch im Hinblick auf die Fußball-WM 2010.

Das jedenfalls berichtet die in Johannesburg erscheinende Sunday Times unter Berufung auf eine noch unveröffentlichte Länderstudie der AU. Der angeblich 300 Seiten starke Bericht zeichnet ein düsteres Bild der Lage im einst so hoffnungsreichen afrikanischen Süden: "Das Besondere am Verbrechen in Südafrika ist nicht das Ausmaß, sondern die Brutalität."

Jede zweite Südafrikanerin, so heißt es in dem Bericht, riskiere, mindestens einmal im Leben vergewaltigt zu werden. Südafrika habe eine der höchsten Raten für Mord, Vergewaltigung und Raub weltweit. Daneben berge die hohe Arbeitslosigkeit, die Massenarmut und die politische Dominanz der früheren Befreiungsbewegung und heutigen Regierungspartei Afrikanischer National-Kongress (ANC) immense Gefahren für die demokratische Stabilität am Kap.

Während der WM in Deutschland sind erstmals Zweifel laut geworden am Prestigeobjekt von FIFA-Chef Sepp Blatter, der sich schon für heuer eine WM in Südafrika gewünscht hat. Die Schere zwischen finanzieller Belastung und sozialer Priorität wurde von Kapstadts Bürgermeisterin Helen Zille im Zusammenhang mit dem Stadionneubau (geschätzte Kosten 200 Millionen Euro) thematisiert: "Bauen wir ein Stadion, oder versorgen wir die Ärmsten mit sauberem Wasser und Abwasser?" (APA, wei - DER STANDARD PRINTAUSGABE 4.12. 2006)