Der suspendierte Wiener Landespolizeikommandant Roland Horngacher hat gute Chancen, noch vor Weihnachten zu erfahren, ob gegen ihn Anklage wegen Amtsmissbrauchs und Geschenkannahme durch Beamte erhoben wird. Wie Gerhard Jarosch, der Sprecher der Staatsanwaltschaft Wien, am Dienstag auf APA-Anfrage bekannt gab, wartet die Anklagebehörde nur mehr die Vollanzeige des Büros für Interne Angelegenheiten (BIA) ab. Dann werde man handeln, kündigte Jarosch an.

Dabei soll Horngacher auch die Möglichkeit gegeben werden, sich noch einmal zu sämtlichen Vorwürfen zu äußern. "Wir werden ihm sicher in einer abschließenden Einvernahme Gelegenheit bieten, dazu umfassend Stellung zu nehmen", sagte Jarosch.

Bündel von Anschuldigungen

Der General sieht sich mit einem Bündel an Anschuldigungen konfrontiert. So soll der seit 9. August vom Dienst suspendierte Spitzenbeamte vom ehemaligen BAWAG-Generaldirektor Helmut Elsner zwischen 2000 und 2004 jeweils Reisegutscheine des früher gewerkschaftseigenen Reisebüros Ruefa in der Höhe von 7.000 Euro erhalten und teilweise auch eingelöst haben. Seit Bekanntwerden dieses Umstandes überprüft das BIA fieberhaft einen möglichen Bezug Horngachers, für den die Unschuldsvermutung gilt, zu den anfänglich schleppenden Ermittlungen in der so genannten BAWAG-Affäre.

Exklusiv-Informationen

Daneben steht der Verdacht im Raum, Horngacher habe Elsner aus geheimen Polizeiberichten Exklusiv-Informationen über Geschäftspartner beschafft. Ein Spielhallenbetreiber soll dem Polizeigeneral einen Pkw zur unentgeltlichen Nutzung zur Verfügung gestellt haben. Weiters soll Horngacher Anfang Juni 2006 dem "profil"-Journalisten Emil Bobi auf seinem Laptop gespeicherte Audio-Dateien einer richterlich genehmigten, geheimen Telefonüberwachung vorgespielt haben.

Die Affäre um Horngacher war ursprünglich mit einer gegen unbekannte Täter eingebrachten Anzeige ins Rollen gekommen. Darin war der Verdacht erhoben worden, Spitzenbeamte der Wiener Polizei könnten den Termin für eine Razzia vorab der Presse bekannt gegeben und die geheimen Einvernahmeprotokolle des in eine Kokain-Affäre verwickelten Austropoppers Rainhard Fendrich der Info-Illustrierten "News" zugespielt haben.

Die Anklagebehörde hatte daraufhin das BIA ersucht, diesen Behauptungen nachzugehen. Erst im Zuge der Ermittlungen der im Innenministerium angesiedelten "Korruptionsjäger" kamen der Name Horngacher ins Spiel und in weiterer Folge immer neue Vorwürfe ans Tageslicht. (APA)