Pinsel und Bürsten aus dem Hause Zavodsky gibt es seit 1947. Der Familienbetrieb wurde damals von Rudolf Zavodsky sen. in Maria Enzersdorf gegründet, mit dem Geld, das er in texanischer Kriegsgefangenschaft beim Baumwollpflücken verdiente. Heute ist Zavodsky nach eigenen Angaben der letzte heimische Hersteller mit großem Sortiment.

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800 verschiedene Modelle gibt es bei Zavodskys zur Auswahl. Rucker, Vertreiber, Krickerl, Flader, Modler oder Schläger nennen sich die Bürsten und Pinsel, die kleine und große Künstler sowie Maler und Anstreicher durch den Berufsalltag begleiten. Verkauft wird das Sortiment im Fachhandel, dem Preisdruck in den Supermärkten kann und will man nicht standhalten.

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Seit 1954 ist Rudolf der II (im Bild) im Geschäft. In diesen Jahren hat sich einiges geändert. 90 Mitarbeiter waren 1969 für den Betrieb tätig, heute ist die Zahl auf elf geschrumpft. Mitarbeiter die in Pension gegangen sind, wurden nicht mehr nachbesetzt. Gab es einst eine eigene Holzverarbeitung, so werden etwa die Pinselstiele heute zugekauft - bei einem kleinen Drechslermeister in OÖ.

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1956 war die Firma Zavodsky die erste, die sich getraut hat, die Deckenbürste (im Bild) nicht aus reiner Borste, sondern aus einer Mischung von Kunststoff und Borste herzustellen. Diese Bürste ist seit 1956 unverändert. Der Grund für den Einsatz von Kunststoff: Die Borsten wurden laut Rudolf Zavodsky immer kürzer und schlechter: "Da haben wir uns überlegt, was können wir machen."

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Heimische Schweineborsten kommen übrigens schon seit den 60er Jahren nicht mehr zum Einsatz. Nachdem die Schweinderl hierzulande immer "dünner" wurden, sind seit langem schon auch ihre Borsten nicht mehr zu gebrauchen. Am Schweineborstensektor ist man seit Jahren von China abhängig. Chinesische Borsten besitzen die beste Qualität, da die Tiere noch die Möglichkeit haben sich im Freien aufzuhalten. Je höher die chinesischen Herkunftsprovinzen liegen, umso kräftiger entwickeln sich die Schweineborsten. Im Bild zum Beispiel ein Borstenlieferant vom Hochland von Chungking.

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Die kräftigsten und längsten Borsten wachsen dem Schwein an der Rückenpartie. Helle Borsten werden mengenmäßig am meisten produziert, wobei die weicheren Borsten aus der Provinz Tientsin und die kräftigeren Borsten aus dem Hochland von Chungking kommen. Graue Borste stammt von schwarz-weiß gefleckten Schweinen. Die Trennung von schwarzer und heller Borste würde zu teuer kommen, daher entsteht beim Mischen der Borste die graue Farbe. Schwarze Borsten sind die kräftigsten und werden ausschließlich für besondere Qualität von Bürsten und Pinsel verwendet.

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Viele vorgefertigte Halbfertigprodukte ermöglichen es, auch kurzfristig Aufträge anzunehmen. Hauptsaison in Sachen Großpinselgeschäft ist vom März bis Oktober. Hauptkunde ist in dieser Saison der Maler und Anstreicher. Eine zweite Saison läuft jetzt an, kurz vor Weihnachten, das Schul- und Künstlerpinselgeschäft, zu verdanken der weit verbreiteten vorweihnachtlichen Bastellust. Hauptexportmarkt sind die Schweiz und Schweden. Rund eineinhalb Millionen Euro Umsatz werden im Jahr erwirtschaftet.

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Rund 800.000 Pinseln liegen im Lager bereit, Bürsten nicht mitgerechnet. Qualität und die Lieferbedingungen zu 100 Prozent zu erfüllen, das ist laut Sohn Andreas die Strategie, mit der man heute überlebt: "Kunden zu 100 Prozent zufrieden stellen, heißt also auch Kleinstmengen herstellen, wenn es sein muss, oder dem Kunden die Ware in sein Lager stellen." Die Hauptkonkurrenz ist auch hier Billigware, die in Indien, China und Korea hergestellt wird.

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Schon Rudolf Zavodskys Vater ist auf die Idee gekommen, den Stiel aus Kunststoff herzustellen, weil der Ausschuss bei der Produktion aus Holz zu groß ist. Gespritzt werden die Pinselstiele im Betrieb selbst. Kunststoff ist übrigens teurer als Holz, weil auch Ölpreis-gebunden. Im Betrieb, der jüngst nach Trumau übersiedelte, muss jeder jede Arbeit können. So kann man auch einen Auftrag von 10.000 Pinseln rasch auf einmal abarbeiten. "Es gibt keinen Pinsel, den wir nicht herstellen können" sagt Rudolf Zavodsky.

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Im Künstlerpinsel, dessen feinster mit ein paar Haaren auskommt, steckte lange der sibirische Marder. Aber auch er hat mittlerweile als Borstenlieferant ausgedient. Die Klimaerwärmung ist der Grund dafür. Ausgemacht hat sie der Bürstenmacher schon vor Jahrzehnten, als sich herausstellte, dass dem Tier aufgrund der zunehmenden Erwärmung keine brauchbaren Borsten mehr wuchsen. Mittlerweile wurde in Japan ein Kunststoff erfunden, der qualitativ besser ist, und um zwei Drittel billiger ist als das Rohmaterial vom Marder.

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Verkauft werden die produzierten Pinsel und Bürsten unter der Marke Selekt. Im Portfolio hat man heute aber auch Papier, Spachtel und dergleichen Zubehör, das in Österreich zugekauft wird. Die am meisten gefragten Produkte sind Künstlerpinsel, Anstreichpinsel und Einzelstücke, die in Auftrag gegeben werden. Die können schon einmal auf über 200 Euro kommen, wenn bestimmtes Grundmaterial - etwa für den Einsatz im künstlerischen Bereich - gewünscht ist.

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Borsten kochen, trocknen, mischen, in den richtigen Längen zum perfekten Werkzeug mit dem richtigen Schwung aneinanderfügen: Die Arbeit des Bürsten- und Pinselmachers erfordert Fingerspitzengefühl, handwerkliche Geschicklichkeit und mittlerweile natürlich die Unterstützung durch Maschinen. Die werden zum Großteil im Unternehmen selbst ausgetüftelt und gebaut. Wurden einst - in Zeiten der reinen Handarbeit - 60 Pinsel pro Stunde hergestellt, so sind es heute 2.000.

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Zu haben sind bei Zavodskys auch Spezialanfertigungen mit ganz besonderem Zubehör. Das weiche Dachshaar zum Beispiel ist wie geschaffen für den gesichtsfreundlichen Rasierpinsel (zu haben um 40 Euro), die feinen Marderhaare sollten den präzisen Pinselstrich auf der Leinwand ermöglichen, und wer sich an Lack versucht, der greift zur widerstandsfähigen Körperbehaarung des Hausschweines. Dessen Körperbehaarung wurde übrigens durch ein künstliches Gegenstück noch nicht überflügelt.

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Sohn Andreas (im Bild) hat den Beruf des Bürsten- und Pinselmachers ebenfalls noch von der Pike auf gelernt und ist mittlerweile in die Fußstapfen des Vaters getreten. Die Größe des Betriebes will Andreas in diesem Umfang beibehalten: "Weil wir so flexibel sind und schnell reagieren können."

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13 Arbeitsgänge sind etwa mit einem Pinsel oder einer Bürste verbunden. "Wer so eine handgearbeitete Kleiderbürste hat, der kann damit rechnen, dass sie 100 Jahre einsatzfähig ist", sagen die beiden Zavodskys. Ob das heute gut oder schlecht ist? "Nachdem die Menschen ihr Werkzeug nicht mehr pflegen, macht es keinen Unterschied," meint Rudolf Zavodsky.

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Für Sohn Andreas war es keine Frage, ob er den Beruf des Bürsten- und Pinselmachers ausüben möchte. "Es gibt ein altes Sprichwort bei den Bürsten- und Pinselmachern. Wer einmal zu der Bürste hinriecht, kommt das ganze Leben nicht mehr los." (rb)

Zavodsky

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