Ein Doktor-Püppchen (Regina Fritsch) hinterlässt anlässlich seines Auszuges aus einem Leipziger Loft einen vor erotischer Überständigkeit ganz zotteligen Vermieter (Johann Adam Oest). Der gibt im englischen Sakko eine lebende Abbruchbirne. Er ist zugleich eine Frauenfleisch fressende Hinterzimmerpflanze, die unter der Bedeckung ihres Wohllebewanstes, aber unter neurotischer Vermeidung einer jeden Zimmerbegehung nach der (mutmaßlich mörderischen) Zahnärztin wandnah, also überschnappend züngelt. Ein ewig verwaistes Muttersöhnchen, das in Händl Klaus’ Satzfortsetzungskrimi im stockenden Fett der eigenen Existenzangst absäuft.
Bis hierher – wir sprechen vom ersten von drei rätselhaften Akten – müsste man von einer Aufführung des Jahres sprechen – ob mit oder ohne Regisseur Tom Kühnel (und Ausstatter Etienne Plus). Doch ab dann fliegen die fragilen Teile dieses in das ewige Eis (und in den noch ewigeren Tod) ausgreifenden Stückes, das Spuren auslegt, um sie im nächsten Moment mit dem Konversationskratzfuß wieder betulich zu verwischen, den Beteiligten um die Ohren.
Libgart Schwarz gibt die in München hausende Mutter der um Existenzschutz bei ihr einkommenden Tochter: Schraubt einen Vortrag über das Zustandekommen der Photosynthese in die lichten Höhen des Sprechgesangs – ein köstliches Vorgreisinnenjubilieren, komplett nur mit besenreiner Topfpflanzengymnastik und verhuschten Zärtlichkeitsattacken auf die zu Lebzeiten erstarrte Tochter.
Eigentlich begännen hier die Risse in Händls raffiniertem Text erst richtig aufzuklaffen. Vielleicht besucht der Autor nur Tote, die sich ihrer prekären Lage nicht recht besinnen, die sich an die Atemluft (und deren Zustandekommen) erinnern wie an eine besondere Zumutung und sich nach Finnland wünschen, weil der Mars einfach so fern ist.