Gewalt gegen Un- und Andersgläubige - so lautet heute die weit verbreitete Meinung - sei dem Islam immanent und damit jeder Muslim zumindest potenziell gefährlich. Islamisten fordern die Herstellung einer islamischen Ordnung als einzig legitime Staats- und Gesellschaftsform.

Dass eine solche freilich auch mit Gewalt durchzusetzen sei, legitimieren sie mit dem im Koran geforderten "Djihad", der sowohl als "Anstrengung", als "innerer "Kampf" und auch als "heiliger Krieg" interpretiert werden kann. Im Gegensatz zum Großteil der Muslime leiten die Islamisten daraus eine "heilige Pflicht" zum Kampf gegen alle "Feinde" des Islam ab.

Die geplanten und zum Teil auch durchgeführten Anschläge junger Islamisten in Großbritannien, Deutschland und in den Niederlanden haben die Soziologin Hilde Weiss und ihr Wissenschafter-Team veranlasst, im Anschluss an die Integrations-Studie auch eine Spezialuntersuchung zum Thema Islamischer Extremismus in Wien durchzuführen. Und präsentieren nun Ergebnisse.

Gewalt wird großteils abgelehnt

Dabei zeigte sich, dass die überwiegende Mehrheit der befragten jungen Muslime - ca. 97 Prozent - Gewalt als Mittel zur Verbreitung des Islam deutlich ablehnt. Ein Verständnis für die "Anschläge, die Muslime in Europa verüben", bekannten dagegen "nur" rund drei Prozent. Gegen eine Trennung von Staat und Religion sprachen sich 13 Prozent aus, etwa 60 Prozent hielten sie für eine gute Sache, der Rest hatte keine Meinung dazu. Für 64 Prozent ist Religion echte Privatsache, für immerhin 36 Prozent trifft dies (eher) nicht zu.

Dass sich Islam und Demokratie vereinbaren lassen, glauben über 60 Prozent der Befragten, 2,5 Prozent sind davon gar nicht überzeugt. Gottesgesetze anstelle einer nationalen Verfassung wünscht sich nur ein Prozent, fast die Hälfte zieht die österreichische Verfassung vor und ein Drittel meint, dass beides ganz gut nebeneinander existieren kann. (grido/DER STANDARD, Printausgabe, 6. Dezember 2006)