Plutonium für 30 Kernwaffen
Sollte der Iran aus dem Atomwaffensperrvertrag austreten und sein Abkommen mit Russland über Bushehr kündigen, "würde der Reaktor genug Plutonium für jährlich etwa 30 Nuklearwaffen produzieren", warnte Rühle. Die Plutonium-Option durch Leichtwasserreaktoren sei im Westen nicht umfassend erörtert worden, weil sie eine "Reihe liebgewonnener Mythen" in Frage stelle, wie den, dass Leichtwasserreaktoren faktisch "proliferationsresistent" seien. Das im Normalbetrieb anfallende Plutonium - so die gängige Meinung - sei für den Bau von Atomwaffen ungeeignet. "Doch das ist falsch", so der Experte.
Die irrige Einschätzung von Leichtwasserreaktoren werde mit dem großen technischen und finanziellen Aufwand begründet, um das durch das instabile Plutonium-240 verunreinigte Reaktorplutonium in waffenfähiges Plutonium-239 zu verwandeln. Aber schon seit den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts stehe fest, dass Plutonium aus Leichtwasserreaktoren für Nuklearwaffen aufbereitet werden könne.
Der Beweis hierfür sei schon 1962 durch einen unterirdischen Atomtest in Amerika erbracht worden, bei dem das üblicherweise verwendete waffenfähige Plutonium durch erheblich verunreinigtes Plutonium ersetzt worden sei. Der Test sei erfolgreich gewesen, schreibt Rühle.
Der UNO-Botschafter der USA, John Bolton, habe schon vor zwei Jahren eindringlich darauf hingewiesen, dass Teheran neben dem Schwerwasserreaktor in Arak auch das mit russischer Hilfe errichtete, noch im Bau befindliche AKW Bushehr als Quelle für waffenfähiges Plutonium nutzen könnte, betont der Experte.
Bushehr von IAEO überwacht
Der Reaktor in Bushehr wird von der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA (IAEO) überwacht. Russland hat zugestimmt, ihn mit Brennstoff zu versorgen. Darüber hinaus verhandeln Russland und der Iran über ein Abkommen zur Rückführung der verbrauchten Brennelemente nach Russland - mit wenig Aussichten auf ein Ergebnis.