Stuttgart - Der Stuttgarter Sportwagenbauer Porsche rechnet im laufenden Geschäftsjahr 2006/2007 (31. Juli) mit keiner weiteren Gewinnsteigerung. Im abgelaufenen Geschäftsjahr hatte das Unternehmen mit einem Vorsteuerergebnis von 2,11 Milliarden Euro noch einen Rekordgewinn ausgewiesen. "Dieses Ergebnis wird sich in dieser Höhe nicht halten lassen", sagte Vorstands-Chef Wendelin Wiedeking am Mittwoch in Stuttgart.

"Auch bei uns wachsen die Bäume nicht in den Himmel", fügte er mit Blick auf die ersten vier Monate des neuen Geschäftsjahres hinzu, in denen der Umsatz gegenüber dem Vorjahr wohl leicht um 0,7 Prozent auf 2,05 Milliarden Euro gewachsen ist. Der Absatz in Nordamerika brach jedoch um 17,6 Prozent auf 9.310 Einheiten ein.

Vorstandsgagen stiegen

Porsche hat seinem Vorstand für das vergangene Geschäftsjahr beinahe doppelt so viel bezahlt wie ein Jahr zuvor. Die Bezüge des Vorstandes für das Geschäftsjahr 2005/06 (31. Juli) waren auf 45,2 Mio. von 26,0 Mio. Euro gestiegen. Für Pensionszusagen an die Vorstandsmitglieder bildete Porsche zudem Rückstellungen von 26,5 (Vorjahr 27,7) Mio. Euro. Der Porsche-Vorstand besteht aus sechs Mitgliedern. Vom Einzelausweis der Gehälter hatte sich Porsche von seinen Aktionären befreien lassen.

Für seine bisher erworbenen 27,4 Prozent an Volkswagen hat Porsche nach den Worten von Wiedeking unter Einbeziehung der Sicherungsgeschäfte mehr als vier Milliarden Euro ausgegeben. "Mit dieser Beteiligungshöhe haben wir Anspruch auf eine Aufstockung der bisherigen zwei auf drei VW-Aufsichtsratssitze", sagte Wiedeking. Die Kooperation trage Früchte, sagte er. Die lackierte Karosserie für den viersitzen Sportwagen Panamera werde aus dem VW-Werk in Hannover kommen. Der Panamera soll dem Autobauer mit der Markteinführung im Jahr 2009 "den nächsten großen Wachstumsschub" bringen.

Anderes Unternehmen

"Porsche ist mit dem Einstieg bei VW ein anderes Unternehmen geworden", sagte Wiedeking. "Wir sind aus unserer warmen Kuschelecke herausgekrochen und stellen uns jetzt bewusst den Spielregeln einer anderen Liga." Im abgelaufenen Geschäftsjahr habe der Einstieg bei Volkswagen mit einem dreistelligen Millionenbetrag zum Ergebnis beigetragen. Für das laufende Geschäftsjahr geht Porsche von einer Verbesserung der Ertragssituation und damit einem höheren Ergebnisanteil von VW für Porsche aus. "Aber wir kennen natürlich weder die künftige Kursentwicklung der VW-Aktie noch wissen wir im Voraus über die Dividendenpolitik Bescheid", sagt der Porsche-Chef.

Das Geschäftsjahr 2005/2006 hatte Porsche mit einer Umsatzsteigerung von 10,5 Prozent auf 7,27 Milliarden Euro abgeschlossen. Verkauft hatte Porsche 96.794 Fahrzeuge. Wiedeking ließ auf Fragen offen, ob im laufenden Geschäftsjahr die Zahl der abgesetzten Fahrzeuge auf über 100.000 Einheiten steigen wird.

In den ersten vier Monaten des neuen Geschäftsjahres wurde die Produktion gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 1,7 Prozent auf 29.640 Einheiten zurückgefahren. Dies vor allem auch weil der sportliche Geländewagen Cayenne vor einem Modellwechsel steht und sein Absatz in den ersten vier Monaten des neuen Geschäftsjahres um über 29 Prozent auf 7.740 Einheiten zurückging.

Kritik am VW-Gesetz

Heftige Kritik übt Wiedeking erneut am VW-Gesetz, das den Einfluss aller Aktionäre auf 20 Prozent der Stimmrechte begrenzt und dem Land Niedersachsen eine Vertretung im Aufsichtsrat garantiert. "Es kann nicht sein, dass ein Aktionär wie das Land Niedersachsen ohne Wahl Plätze im Aufsichtsrat besetzen kann. Auch diese Damen und Herren müssen sich dem Votum der Aktionäre stellen." Er hoffe daher, dass das Gesetz demnächst vom Europäischen Gerichtshof aufgehoben wird.

Am Luxemburger Gericht wird am kommenden Dienstag erstmals mündlich über die Vereinbarkeit des VW-Gesetzes mit EU-Recht verhandelt. Sollten die EU-Richter das Gesetz nicht aufheben, so "gibt es auch andere Wege", deutete Wiedeking an. Einzelheiten wollte er nicht nennen. Konkrete Pläne, als Großaktionär auf anderem Wege gegen das Gesetz vorzugeben, gebe es aber nicht. "Wir haben Zeit." (APA/dpa/Reuters)