Gegen den Bau des Koralmtunnels brachte Zimmermann ebenso Bedenken vor wie gegen die Form der Neustrukturierung der ÖBB vor zwei Jahren.

Foto: ÖBB
Wien - ÖBB-Vorstandsdirektor Alfred Zimmermann (55), der wegen einer Affäre um nicht autorisierte internationale Aufträge am Mittwoch abberufen wurde, gilt als einer der wenigen mit Zukunftsvisionen für das Unternehmen - Projekte, die nüchterneren Naturen ohne Zweifel gewagt vorkommen mussten. So konnte sich der gelernte Techniker durchaus eine gewichtige ÖBB-Rolle auf dem asiatischen Wachstumsmarkt vorstellen. Nicht unumstritten waren mitunter auch seine Personalentscheidungen, die ihm letztendlich zum Verhängnis geworden sein dürften. Mit ÖBB-General Martin Huber lag Zimmermann seit geraumer Zeit im Clinch.

"Vorreform"-Vorstand

Der Manager pflegte einen für ÖBB-Verhältnisse ungewöhnlich offenen Kommunikationsstil und nahm sich auch bei heiklen Themen kein Blatt vor den Mund: Gegen den Bau des Koralmtunnels brachte er ebenso Bedenken vor wie gegen die Form der Neustrukturierung der ÖBB vor zwei Jahren. Als einziger "Vorreform"-Vorstand der ÖBB trat er öffentlich gegen die Aufspaltung der Bahn in eine Holding und vier operative Aktiengesellschaften auf.

Der am 23. September 1951 geborene Zimmermann, der über ausgezeichnete Verbindungen in die Industrie verfügen soll, beendete sein Studium Maschinenbau/Betriebswissenschaften an der TU Wien im Jahr 1980 und begann seine berufliche Laufbahn in der Planungs- und Errichtungsgesellschaft für das AKH Wien. Es folgten diverse Projektplanungen im Industriebereich.

1994 zur ÖBB

1994 stieß Zimmermann zur ÖBB, wo er Leiter des Geschäftsbereiches Technische Services wurde. 2003 wurde er in den Vorstand berufen und erhielt dabei den Geschäftsbereich Infrastruktur zugeordnet. 2004 wurde er Vorstandsdirektor der der neu geschaffenen ÖBB-Infrastruktur Betrieb AG. Zimmermann gilt als der letzte "Draxler-Mann" in der neuen Bahn-Führung. Nach dem vorzeitigen Ableben eines Vorstands der ÖBB-Infrastruktur Bau-Gesellschaft wechselte er im vergangenen April dieses Jahres in diese Gesellschaft.

Stolperstein für ihn wurden letztendlich vor allem die Aktivitäten der ÖBB-Infrastruktur Betrieb AG-Tochter ARCC. Zimmermann hatte das Forschungs- und Beratungsunternehmen unter die Leitung des FPÖ-Bahngewerkschafters Alexius Vogel gestellt. Das Unternehmen entfaltete daraufhin umfangreiche Aktivitäten in China, Sri Lanka und zuletzt im Iran. Ob Zimmermann Vogel vorgeschickt hat oder tatsächlich nicht eingebunden war, lässt sich im Nachhinein schwer eruieren. Vogel ist mittlerweile suspendiert. Alle Auslandsaktivitäten der ARCC hat die ÖBB-Holding bis auf weiteres gestoppt. (APA)