Santiago de Chile - Opfer des ehemaligen chilenischen Militärmachthabers Augusto Pinochet wollen gerichtlich klären lassen, ob es sich bei dessen Herzinfarkt vom Wochenende um eine Inszenierung zur Vermeidung eines Prozesses handelte. Lorena Pizarro, Vorsitzende der Vereinigung der Angehörigen der Gefangenen und Verschwundenen (AFDD) sagte der Nachrichtenagentur AFP am Mittwoch, es gehe darum festzustellen, ob es sich bei der "schändlichen Show" um eine Simulation handele oder nicht. Es könne nicht sein, dass sich Pinochet in so kurzer Zeit derart gut erholt habe.

Das Militärkrankenhaus in der chilenischen Hauptstadt und Pinochets Familie hätten zunächst verlautbart, der 91-Jährige befinde sich am Rande des Todes. Weniger als 48 Stunden später habe es dann geheißen, Pinochet sei auf dem Weg der Besserung, könne Besucher empfangen und mit ihnen reden.

Die Einzelheiten des juristischen Vorgehens standen zunächst noch nicht fest. Der Anwalt der Anklage, Hugo Gutiérrez, sagte, es sei denkbar, gerichtlich eine Untersuchung von Pinochets wirklichem Gesundheitszustand zum Zeitpunkt seiner Einlieferung ins Militärkrankenhaus von Santiago de Chile am Sonntagmorgen anordnen zu lassen. Im siebten ärztlichen Bulletin des Krankenhauses hieß es am Mittwoch, Pinochets Gesundheitszustand entwickele sich weiterhin zufriedenstellend. Der Chefkardiologe Juan Vergara teilte mit, der Patient benötige bereits keine äußeren Hilfsmittel mehr. Er unterhalte sich mit seiner Familie, sei bereits aufgestanden und habe drei Mal in einem Sessel Platz genomen.

Den gegen Pinochet verhängten Hausarrest hatte ein Gericht in Santiago am Montag gegen Zahlung einer Kaution von umgerechnet 1350 Euro aufgehoben. Pinochet war Ende November im Zusammenhang mit Ermittlungen im Fall der "Todeskarawane" erneut unter Hausarrest gestellt worden. Die chilenische Justiz ermittelt konkret wegen der Verschleppung und der Ermordung zweier Sicherheitsleute des sozialistischen Präsidenten Salvador Allende, den Pinochet im September 1973 in einem Militärputsch gestürzt hatte. (APA/AFP)