Diesmal dürften Sportinteressierte die Zielgruppe der E-Mails sein. Lockt doch ein Anteil an den 20 Millionen Euro, die Südafrika angeblich vom Werbebudget für die Fußball-WM 2010 übrig geblieben sind. Und um das Geld außer Landes zu schaffen, benötige man die Hilfe des Empfängers. "Das ist die neueste Variante der so genannten Nigeria-Briefe", warnt Gerald Hesztera, Pressesprecher des Bundeskriminalamtes (BK).

Die Masche

Diese sind dank der neuen Masche wieder vermehrt im Umlauf, weiß Hesztera. Gute Nachrichten gibt es dagegen beim Thema Phishing. Diese Versuche mittels gefälschter Webseiten Zugangs- und Berechtigungsdaten für elektronische Bankgeschäfte zu bekommen, seien in den vergangen Wochen "vehement zurückgegangen".Versuche gäbe es zwar, aber die Menschen seien durch Medien und Banken besser aufgeklärt und die Exekutive arbeite international besser zusammen. Technische Verbesserungen bei den Internetbrowsern sorgen ebenfalls dafür, dass die Kriminellen es schwerer haben, ans fremde Geld zu kommen.

"Work from home - high wages"

Wie hartnäckig die Täter dabei einen einmal etablierten Kontakt aufrechtzuerhalten versuchen, zeigt ein mehrwöchiger Standard-Selbstversuch. "Euroimperial" nannte sich das Unternehmen, das in einem E-Mail am 9. November "Work from home - high wages" ("Arbeiten von zu Hause - hoher Verdienst") versprach. Meldet man sich per E-Mail, kommt die Antwort von Madlen Brown, ihres Zeichens "Human Ressources Manager" bei "Euroimperial".

Brooklyn

Die Dame residiert angeblich in der lettischen Filiale, das Hauptquartier der Firma sei aber in Wien. Die Frage im nächsten E-Mail, warum man die Firma nicht im Wiener Telefonbuch finde, wird mit der Gratulation gekontert, man habe den Job und müsse einen mitgesandten Vertrag ausfüllen. Und diesen retourfaxen - an eine Nummer in der Schweiz. Was eine neue Frage auslöst, schließlich waren bisher nur Österreich und Lettland im Spiel. Die nächste Antwort von Frau Brown: ihre Postanschrift - eine Adresse auf der Karibikinsel Nevis. Und eine Telefonnummer - die allerdings im New Yorker Stadtteil Brooklyn liegt.

Auf die Frage nach dieser Diskrepanz kommt die äußerst kurze Botschaft, man möge doch bitte den Vertrag übermitteln, dann werde man angerufen. Der Versuch scheitert allerdings: Die Faxnummer in der Schweiz gibt es nicht mehr, Frau Browns Euroimperial-Yahoo-Mailadresse ist ebenso nicht mehr erreichbar.

Keine Reaktion

Bis sich die Dame wieder meldet - diesmal von einem Gratis-Account unter ihrem eigenen Namen. Und bittet, den Vertrag, der auch die genauen Bankdaten enthält, an eine US-Nummer zu faxen. Die diesmal im Westchester County, nordöstlich von New York City liegt. Erst auf die Frage, woher diese Nummer nun wieder kommt, gibt es - nach sieben E-Mails - keine Reaktion mehr.( Michael Möseneder, Der STANDARD Printausgabe, 7. Dezmber 2006)