"Grüne Mamba"
Mit dem Titel "grüne Mamba", den ihm einst ein Journalist verpasste, kann Strobl wenig anfangen. "Ich bin ein geradliniger Mensch mit einem sehr ausgeprägten Bewusstsein für selbstverständliche Gerechtigkeiten und Handschlagqualitäten und bin kein besonders guter Vergesser. Ich habe eine Menge Freunde auch in anderen politischen Parteien - in der ÖVP und der SPÖ. Und man sagt mir neben meiner Entscheidungsfreudigkeit und meinen Managementfähigkeiten besonders auch soziale Kompetenz zu. Ich bin zutiefst überzeugt, dass die Auswahl von Wrabetz für diesen Job auf mich fiel, weil er mir zutraut, dass ich es kann."
Kritik an Geschäftsbeziehungen
Interventionen in der ORF-Information von seiner Seite schloss Strobl für die Vergangenheit und schließt er auch für die Zukunft aus. "Es gibt keinen einzigen, der behaupten könnte, dass ich als ORF-Kurator und -Stiftungsrat jemals interveniert habe. Als Grüner habe ich mich da besonders leicht getan. Gerade die Glaubwürdigkeit der ORF-Information entscheidet auch über die Legitimation und langfristige Bestandssicherheit des ORF."
Kritik gab es in der Vergangenheit an den Geschäftsbeziehungen zwischen Strobls Firmen und dem ORF. Bürgerliche Stiftungsräte sprachen von Unvereinbarkeit mit der Funktion als ORF-Kurator bzw. -Stiftungsrat. "Es gab Kritik und sie war schlicht und einfach unberechtigt", so Strobl. Ausgangspunkt sei seine Public Viewing-Idee bei der Fußball-WM 1998 gewesen. "Was gerne vergessen wird - 1998 waren die öffentlichen Aufführungen in acht österreichischen Städten europaweit die 'Public Viewing-Premieren'. 2006 gab es bei der Fußball-WM in ganz Europa bereits über 280 Veranstaltungsorte. Damals lief das noch mit einem großen und von mir privat getragenen finanziellen Risiko - für den ORF war es bereits 1998 ein Image-Gewinn. Das typisch österreichische Phänomen dabei: Als die Sache ein großer Erfolg wurde, kamen auch die Neider." Die Firma für Event- und Veranstaltungsaktivitäten von damals habe er bereits vor Jahren verkauft, so Strobl.
Stelllegungen
Beim KulturCafe im ORF-RadioKulturhaus, das von einer Gastronomiegesellschaft Strobls geführt wird, sei er auf Ersuchen eingestiegen, weil der ORF Probleme hatte, den Betrieb nach dem Selbstmord des damaligen Pächters aufrecht zu erhalten. Diese Gastronomiegesellschaft wird Strobl in den nächsten Wochen verkaufen. "Ich will nicht jenen Vorschub leisten, die das Haar in der Suppe suchen. Außerdem werde ich noch weniger Zeit als bisher haben, mich darum zu kümmern. Ansonsten besitze ich weit weniger Firmen und Beteiligungen als mir immer zugesprochen werden. Ich werde aber auch hier demnächst still legen, was stillzulegen ist."
Kein Vorgriff auf ORF-Generalsekretär
Für seine PR-Agentur ps consulting & communications arbeitet Strobl an einer Lösung, "die meinen Mitarbeitern die Arbeitsplätze sichert und so viele Kunden wie möglich an diese weitergibt. Ich denke hier aber nicht an irgendwelche Treuhandlösungen, sondern an eine endgültige Betriebs- und Geschäftsaufgabe". Die Entscheidung für den ORF sei jedenfalls eine, "die für den Rest meines Berufslebens angelegt ist".
Spekulationen wonach Strobl zu einem späteren Zeitpunkt auch zum ORF-Generalsekretär aufsteigen könnte, wiesen sowohl der designierte ORF-Chef Alexander Wrabetz als auch der neue ORF-Kommunikator zurück. "Eine allfällige Ernennung eines Generalsekretärs hat mit der aktuellen Besetzung nichts zu tun. Es wird jetzt keinen Generalsekretär geben. Ob überhaupt und wann - ist ausschließlich eine Entscheidung des Generaldirektors", erklärte Wrabetz im Gespräch mit der APA.
Ähnlich Strobl: "Der Generaldirektor hat sehr deutlich erklärt, dass er derzeit nicht daran denkt, einen Generalsekretär zu installieren. Das hat gute Gründe." Strobls "jetzige Absicht" sei es ausschließlich, "ein möglichst guter Kommunikations-, Öffentlichkeits- und Marketing-Chef des ORF zu sein". Auf die Frage, ob ein Avancement zum Generalsekretär vorstellbar sei, meinte Strobl: "Wer weiß schon, was die Zukunft bringt. Wenn der Generaldirektor jemals einen Generalsekretär installieren möchte, werde ich mir dann überlegen, ob ich mich darum bewerbe."
Porträt Pius Strobl