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Berge im Klimawandel.

Foto: AP/Lein
STANDARD: In der jüngst veröffentlichten Studie AlpIm über die Auswirkungen der Klimaerwärmung im europäischen Alpenraum warnen Meteorologen vor weiteren Temperaturanstiegen in unseren Breiten. Wo sehen Sie die größten Bedrohungen?

Niedermair: Man muss sich vorstellen, dass Eis quasi der Klebstoff der Alpen ist. Wenn das Eis zurückgeht, bleiben Geröllhalden zurück und es drohen vermehrt Naturkatastrophen in Form von Steinschlägen und Lawinen.

STANDARD: Schutzwälder helfen da nicht?

Niedermair: Die Wälder sind ebenso bedroht. Wir erleben im Sommer extreme Trockenperioden, die den Wald einem verstärkten Dürrestress aussetzen. Das merkt man bereits am Borkenkäfer. Diese Schädlinge vermehren sich aufgrund der höheren Temperaturen stark und dringen immer höher hinauf. Der Borkenkäfer allein kann den Wald nicht umbringen, aber mit weiteren Stresssituationen schon.

STANDARD: Steigt das Hochwasserrisiko auch in den Alpen?

Niedermair: Eine Studie von WWF und Universität für Bodenkultur hat ein gestiegenes Hochwasserrisiko für das ganze Bundesgebiet festgemacht. Durch die Temperaturzunahme fällt der Niederschlag häufiger in Form von Regen als von Schnee. Das erhöht das Überschwemmungsrisiko.

STANDARD: Österreich bezeichnet sich gerne als Umweltmusterland und hat dabei die Kioto-Ziele verfehlt.

Niedermair: Ja. Unsere Emissionen haben seit 1990 um 16 Prozent zugenommen, wie in den USA, die wir immer als Umweltsünder festmachen. Der Grund ist, dass man in Österreich den Verkehr nicht in den Griff bekommt.

STANDARD: Was wäre gegen die Verkehrslawine zu tun?

Niedermair: Die Autoindustrie müsste umweltfreundlichere Autos machen. Und es bräuchte eine Bahnoffensive. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9./10. 12. 2006)

---> Alpen-Arten unter Druck

Alpen-Arten unter Druck

Wien - Sauter's Felsenblümchen, der Schneefink und das Alpenschneehuhn haben eines gemeinsam: Sie sind alpine Bewohner, denen der Klimawandel schwer zu schaffen macht. "Dass die Gletscher schmelzen, ist nicht mehr zu übersehen. Doch auch bei Pflanzen und Tieren drohen drastische Artenverluste, wenn nicht rasch gegengesteuert wird", warnt Franz Maier, Geschäftsführer des Umweltdachverbandes, anlässlich des Internationalen Tages der Berge am 11. Dezember.

In der Studie "Extinction risk from climate change" etwa berichtet ein Forscherteam unter der Leitung von Chris Thomas von der Universität Leeds, dass infolge der Klimaerwärmung über eine Million Arten bis zum Jahr 2050 von der Erde zu verschwinden drohen, falls der Treibhausgas-Ausstoß nicht deutlich reduziert wird. In den Alpen könnte sich die Klimaänderung besonders drastisch auswirken, da die Pflanzen- und Tierwelt häufig stark spezialisiert ist und sich über Jahrtausende an die Klimabedingungen angepasst hat. (frei/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9./10. 12. 2006)