Nach Angaben der Zeitung nannte Trepaschkin in einem Brief den Namen eines FSB-Obersten. Auf höchster Ebene im FSB sei eine "Gruppe" beauftragt worden, mit dem abtrünnigen Agenten Litwinenko abzurechnen. Trepaschkin nannte angeblich außerdem Details, wie die Vergiftung Litwinenkos geplant worden sei.
Polonium in Altona
In Hamburg sind die Ermittler auf eine weitere Fährte des Gifts gestoßen, mit dem Litwinenko umgebracht worden war. "Es handelt sich definitiv um Spuren des Polonium 210", erklärte die Polizei am Sonntag zum Stand der Untersuchungen des Wohnhauses von Litwinenkos Kontaktmann Dmitri Kowtun in Hamburg-Ottensen. Der 41-jährige Kowtun hatte Litwinenko am 1. November in London getroffen. Dabei ging es angeblich um Geschäfte mit britischen Unternehmen. Nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen war Litwinenko an diesem Tag vergiftet worden.
Spuren von Polonium 210 seien in der Wohnung der Ex-Frau Kowtuns in dem Haus in Ottensen nachgewiesen worden. Ebenso seien die Ermittler auf radioaktive Spuren in einem Auto sowie auf dem Anwesen der Ex-Schwiegermutter Kowtuns in Haselau in Schleswig-Holstein gestoßen. "Man kann davon ausgehen, dass es sich auch dort um Polonium handelt", sagte der zuständige Einsatzleiter Thomas Menzel, der die Sonderkommission "Dritter Mann" leitet. Auch auf einem Formular, das Kowtun Ende Oktober auf der Ausländerbehörde in Altona ausgefüllt habe, seien Spuren gefunden worden.
Eine mögliche Täterschaft oder Tatbeteiligung Kowtuns an der Ermordung Litwinenkos sah die Hamburger Staatsanwaltschaft gegenwärtig als "nicht zwingend". Er werde aber als möglicher Mittäter betrachtet. "Die Frage, ob er Opfer oder Täter war, lässt sich nicht eindeutig klären", meinte Martin Köhnke, der leitende Oberstaatsanwalt.
Nach Angaben der Zeitung "The Times" befinden sich die britischen Ermittlungen in Moskau in einer Sackgasse. Die russischen Behörden fordern demnach, im Gegenzug für ihre Kooperation eigene Befragungen in London machen zu können. Die britischen Behörden haben jedoch nach Diplomatenangaben keine Möglichkeit, Dissidenten wie den Millionär und Litwinenko-Bekannten Boris Berezowski oder den tschetschenischen Separatisten Achmed Sakajew zur Zusammenarbeit mit russischen Polizisten zu zwingen.