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Foto: AP/Heribert Proepper

Wien - An einer dänischen Studie, deren Autoren zu dem Ergebnis kamen, dass das Telefonieren mit dem Handy das Risiko, an einem Hirntumor zu erkranken, nicht erhöht, kommt Kritik aus Wien. Umwelthygieniker Michael Kundi nannte eine Reihe von methodischen Mängeln, die seiner Überzeugung nach die von den Forschern gezogenen Schluss nicht zulassen. Diese hatten 420.000 Lizenznehmer von Netzbetreibern untersucht.

 

Kein Hinweis in britischer Studie

In der im britischen Journal of the National Cancer Institut publizierten Studie heißt es, dass kein Hinweis auf den befürchteten Zusammenhang zwischen Telefonieren mit dem Handy und Hirntumoren festgestellt werden konnte. Untersucht wurden Personen, die bis zum Jahr 1982 zurück Kunden von Netzbetreibern waren.

Kritik an Studie

"Eines der Probleme besteht darin, dass nur von einem kleinen Teil der Personen der Studie festgestellt wurde, wie lange sie Lizenznehmer waren und wie lange sie überhaupt mit dem Handy telefoniert haben", sagte Kundi. Ein weiterer von dem Wissenschafter georteter Mangel: Der untersuchten Gruppe von Handy-Nutzern sei keine Kontrollgruppe gegenübergestellt worden, die diese Technologie nicht nutzte.

Zu kurzer Zeitraum

Kundi wies auch auf ein medizinisches Problem hin: Hirntumore haben eine lange Latenzzeit. Bis sie klinisch in Erscheinung treten, können Jahrzehnte vergehen. Der in der Studie überblickte Zeitraum sei aus diesem Grund zu kurz für eine Risikobeurteilung. Der Umwelthygieniker verdeutlichte das am Beispiel von Lungenkrebs: "Diese Krebsart ist erst 20 bis 25 Jahre nach dem Gebrauch der ersten industriell hergestellten Zigaretten in der Zeit des Ersten Weltkriegs aufgetreten. Ein Anstieg von Lungenkrebs-Fällen wurde Ende der dreißiger Jahren registriert."

Geschätztes Risiko

Derzeit schaue es so aus, als ob das Telefonieren mit dem Handy das Risiko, an häufig auftretenden Arten eines Gehirntumors zu erkranken, um schätzungsweise 30 Prozent erhöhe, sagte der Umwelthygieniker. "Auf der Ebene der Population wäre das aber nur mit starken Verzögerungen zu beurteilen", wegen der relativ geringen Fallzahlen "geht das sozusagen im Rauschen unter", sagte Kundi. "Nicht alle Hirntumore haben was mit dem Handy zu tun. Die Wissenschaft geht davon aus, dass sechs von 1.000 Menschen an einem Hirntumor erkranken.

Die Autoren seien in der Studie teilweise auf die methodischen Mängel eingegangen, sagte Kundi, hätten diese in ihrer Schlussfolgerung aber nicht ausreichend berücksichtigt. Aus der Untersuchung abzuleiten, das Risiko sei nicht erhöht, ist nach Überzeugung Kundis nicht gerechtfertigt. (APA)