Das Gesamtwerk von Wolfgang Amadeus Mozart ist ab
sofort im Internet gratis verfügbar. Das hat die Internationale
Stiftung Mozarteum heute, Montag, bei einer Pressekonferenz in
Salzburg bekannt gegeben. Seit 1954 arbeitet die Stiftung an der
neuen, kritischen Gesamtausgabe von Mozarts Werken, 122 der 127
geplanten Bände sind bereits erschienen.
Digitalisierung
"Für uns ist die Digitalisierung dieses Werkes von Mozart eine
Sternstunde. Sie ist ein entscheidender Beitrag zur weltweiten
Verbreitung dieser Musik", so Johannes Honsig-Erlenburg, der neue
Präsident der Salzburger Mozart-Institution. "Selbst im afrikanischen
Busch, wo den Menschen kaum Notenmaterialien zur Verfügung stehen,
soll Mozarts Werk auf höchstem wissenschaftlichen Niveau ab sofort
gratis verfügbar sein."
Online
Mozart ist der erste Komponist der vollständig online gestellt
wurde. 25.734 Noten-Seiten lang ist das Werk, dazu kommen 8.441
Seiten kritischer Kommentar, zufinden unter
http://dme.mozarteum.at
.
Gesucht werden kann nach Nummern des Köchelverzeichnisses, nach
Tonarten, Werkgattungen, Namen, Titel sowie Rollen- oder
Tempobezeichnungen. Der Vorteil gegenüber der Gesamtausgabe in
Buchform ist nicht nur der Preis. So können verschiedene
Bearbeitungen von Mozart selbst, für die sich der Käufer und der
Verlag bisher entscheiden mussten, parallel angeboten werden. Die
immer wieder auftauchenden neuen Quellen können aktuell eingearbeitet
werden, und die Querverbindung zum Autograf funktioniert mit wenigen
Mausklicks.
Start
"Aber das ist erst der Anfang", so der wissenschaftliche Leiter
der Stiftung, Ulrich Leisinger. "Im Sommer 2007 stellen wir alle
Originalquellen, also unsere gesamte Autografensammlung ins Netz.
Viele Museen und Sammlungen sind kooperativ, wenn es jetzt gelingt,
die Museen in Paris und Krakau zu überzeugen, dann werden wir
demnächst rund 90 Prozent der Mozart-Autografe online anbieten
können. In zwei, drei Jahren kommen dann sämtliche Mozart-Texte, also
Briefe, Berichte, sowie sämtliche Dokumente und Bilder dazu,
inklusive die Querverbindungen zu den Noten. Danach - etwa ab 2010 -
stürzen wir uns in die Arbeit für die 'digitale Mozart Edition'. Im
Endausbau im Jahr 2020 soll Mozarts Werk, das derzeit nur in nicht
bearbeitbaren PDF-Datein im Netz ist, verbunden sein mit
Hörbeispielen und einer Reihe anderer interaktive
Bearbeitungsmöglichkeiten. Ziel ist, dass Mozarts Noten zum Beispiel
transponiert werden können oder die Partituren auch in Form von
einzelnen Orchesterstimmen heruntergeladen werden können. Dafür sind
aber noch wesentliche Überarbeitungen und vor allem viel technischer,
konzeptioneller und finanzieller Aufwand vonnöten."
Abgeltung
400.000 Euro hat die Stiftung dem Bärenreiter-Verlag für den
Ausfall künftigen Verdienstes abgegolten, finanziert vom
kalifornischen Packard Humanities Institute, einer Familien-Stiftung
der Computer-Firma, die der Stiftung Mozarteum bei diesem
Online-Projekt als Partner zur Seite steht. Wie viel Geschäft mit
Notenmaterialien durch die jetzt angebotene und die geplante
Digitalisierung für die Verlage entfällt, soll beobachtet werden.
"Die freie Verfügbarkeit der Musik" steht für die beiden Stiftungen
aber an erster Stelle. (APA)