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Weibliche Migration findet längst selbstbestimmt statt, lautet eine der Ergebnisse der Konferenz "Gender in Migration".
Foto: REUTERS/MORTEZA NIKOUBAZL
Wien - Alle Pospisils und Wehselys in Wien zusammengenommen, würden einen Bevölkerungsanteil mit Migrationshintergrund von 100 Prozent ergeben, wies die Wiener Integrationsstadträtin Sonja Wehsely (SP) mit Augenzwinkern auf die Herkunft der Wiener Bevölkerung hin.

Anlässlich der Konferenz "Gender in Migration" am Montag unter der Schirmherrschaft vom internationalen Integrationsnetzwerk Metropolis diskutierten im Wiener Rathaus Integrations- und Gleichstellungsbeauftragte der Städte Basel, Berlin, Stuttgart und Wien über weibliche Migration. Die Anzahl der MigrantInnen weltweit sei zwischen 1960 und 2000 von 75 Millionen auf 175 Millionen gestiegen, der Frauenanteil von 35 auf 85 Millionen, sagte die Geografin Felicitas Hillmann in ihrem Impulsreferat.

Keine "Anhängsel"

Wurden Frauen in den 60er-Jahren noch als "Anhängsel" ihrer Männer gesehen, die als Gastarbeiter nach Österreich und Deutschland kamen, in den 70er- und 80er-Jahren als "defizitäre und unmoderne" Menschen, die sich erst durch die Migration emanzipierten, sind sie in den 90er-Jahren als in ihren Rollenzuschreibungen verhaftet gesehen worden, erläuterte Hillmann. Migrantinnen seien stärker von Zwangsarbeit und sexueller Ausbeutung betroffen als Männer und akzeptierten eher prekäre Arbeitssituationen, zitierte die Wissenschafterin der Uni Bremen die International Labour Organisation der Vereinten Nationen.

Im Bereich der "ethnischen Ökonomie" gebe es große Unterschiede zwischen weiblichem und männlichem Unternehmertum. Prinzipiell werde in Deutschland der größte Anteil von Unternehmensgründungen von MigrantInnen bestritten. Anders als Migranten stellen Migrantinnen aber selten Familienmitglieder und eher Frauen an. Die vornehmlich türkischstämmigen Frauen siedeln ihre Unternehmen in nicht-türkischem Umfeld an und halten Distanz zur türkischen Community, hat Hillmann herausgefunden. Grund dafür sei das überwiegend deutsche Klientel.

Chancen

Dilek Kolat, Integrationsbeauftragte der Stadt Berlin, wies darauf hin, dass es gelte, die Chancen und Potenziale von Migrantinnen zu sehen und nicht die Probleme und Defizite. Chancen sollen durch Arbeitsplätze, Ausbildung und Spracherwerb geschaffen werden, waren sich die Diskutantinnen einig. Die Integrationsprogramme der vier Städte unterscheiden sich nur minimal. Beispielsweise bieten sie alle Deutschkurse für Mütter an. (Marijana Miljkovic, DER STANDARD, Print, 12.12.2006)