Die Holocaust-Konferenz in Teheran, die gestern, Dienstag, zu Ende ging, ist von den iranischen Juden heftig kritisiert worden. 67 vorgebliche Wissenschafter aus 30 Nationen haben bei dieser Konferenz am „Institut für Politische und Internationale Studien“ in Teheran teilgenommen. Der jüdische Abgeordnete im iranischen Parlament, Maurice Motamed, wandte sich abermals gegen die Konferenz, die er als „beleidigend“ bezeichnete. Die iranischen Juden – fast 30.000 sind es, die im Land leben – haben immer wieder ihr Bekenntnis zum iranischen Staat bekräftigt. Weder nahm die jüdische Gemeinde selbst an der Konferenz teil, noch empfing sie die teilnehmenden Rabbis.

„Bestimmung Gottes“

Zu den Teilnehmern der Holocaust-Konferenz in Teheran gehörte unter anderem der Wiener Moishe Arye Friedman, der sich selbst als orthodoxen Rabbiner bezeichnet. In einer von den ausländischen Teilnehmern stark beachteten Rede, die von der iranischen Agentur Khabr fast in voller Länge verbreitet wurde, sprach Friedman Israel das Recht ab, auf seinem heutigen Gebiet einen Staat zu begründen. Er meinte, das Recht der Juden auf ein eigenes Land werde „erst nach der Bestimmung Gottes“ verwirklicht. Die jüdische Gemeinde in Österreich habe „Verständnis für die vom Iran vertretenen Ideen“, stehe „voll auf der Seite der Islamischen Republik“ und sei bereit, „Iran bei der Durchsetzung seiner islamischen Werte beizustehen“.

Neben Friedman nahmen fünf weitere Rabbis an der Konferenz teil, wobei sich der Amerikaner David Weiss von einem amerikanischen antizionistischen Rabbinerverein den von_Friedmann vertretenen Thesen anschloss. Weiters waren mehrere Holocaustleugner wie zum Beispel der Franzose Robert Faurisson bei der Konferenz zugegen.

„Zeichen des Friedens“

Die Diskussionen im kleinen Kreis zwischen den teilnehmenden Mullahs und Rabbis fanden viel_Beachtung bei der zur Konferenz gekommenen internationalen Presse. Die konservativen iranischen Zeitungen bezeichneten die Gespräche als ein „Zeichen des Friedens zwischen beiden Weltreligionen“ und als einen Nachweis ihrer gemeinsamen Wurzeln. Der Leiter des Instituts für Politische und Internationale Studien, Rasul Mussawi, meinte, bei dieser Veranstaltung gehe „es weder darum, den Holocaust zu leugnen noch ihn zu beweisen“. Trotz der starken Anteilnahme vieler ausländischen Medien fand die Konferenz im Iran selbst wenig Beachtung und wurde sogar von der konservativen iranischen Presse nur am Rande erwähnt. Ein von der Zeitung Hamshari vor einem Jahr ausgerufener Holocaust-Karikaturen-Wettbewerb, der im Ausland viel Beachtung fand, wurde damals von iranischen Journalisten kritisiert, abgesetzt und endete mit der Entlassung des früheren Chefredakteurs. Die iranische Presse konzentriert sich derzeit mehr auf die bevorstehenden Stadtratswahlen am Freitag, die die Unstimmigkeiten zwischen den verschiedenen konservativen Kreisen im Iran wieder deutlich offen legen dürfte. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die so genannte „Holocaust-Konferenz“ unterdessen scharf verurteilt. Die Ziele der Konferenz würden „in absoluter Weise abgelehnt“, sagte Merkel am Dienstag nach einem Treffen mit dem israelischen Ministerpräsidenten Ehud Olmert in Berlin.(Amir Loghmany aus Teheran/DER STANDARD, Printausgabe, 13.12.2006)