Die "Energybase" der "pos architekten" spart 80 Prozent herkömmlicher Energie ein.

Foto: WWFF
Wien – Bei diesem Bürohaus soll erstmals in Wien exemplarisch aufgezeigt werden, dass es auch anders geht: ein Passivbürohaus – und keine Energievernichtungsmaschine. Das Projekt "Energybase" soll auf den ehemaligen Paukergründen in Floridsdorf entstehen. Das Entscheidende bei diesem Gebäude, das vom Team "pos architekten" geplant wurde: Hier sollen 80 Prozent des herkömmlichen Energiebedarfs eingespart oder ersetzt werden.

30 Prozent der sonst in Bürobauten benötigten Energie sollen durch Erdwärme oder Solaranlagen gewonnen werden. Wobei die Fotovoltaik-Kollektoren in der Fassade als Schatten spendende Elemente integriert werden, wie Architektin Ursula Schneider bei der Präsentation am Dienstag erläuterte. Entscheidend ist auch, dass die Sonne als Energiequelle für die Kühlung des Hauses genützt wird.

50 Prozent Energieeeinsparung

50 Prozent der sonst benötigten Energie sollen eingespart werden. Perfekte Dämmung soll den Wärmebedarf auf Passivhaus-Standard herunterbringen. Gleichzeitig soll intelligente Lichtarchitektur den Strombedarf reduzieren.

Ziel ist es, die Betriebskosten für Heizen, Kühlen und Licht von jährlich 90.000 Euro auf 18.000 Euro zu reduzieren. Die Errichtungskosten sind mit 14 Millionen Euro um rund zwei Millionen höher als bei vergleichbaren "normalen" Bürobauten. Diese Mehrkosten sollen über EU- und österreichische Förderungen abgefangen werden.

300 Jobs

Auf der Gesamtnutzfläche von 7500 m² sollen bis zu 20 Firmen mit 300 Arbeitsplätzen Raum finden – angedacht ist ein "Kompetenzzentrum für erneuerbare Energie", wie Wirtschaftsstadtrat Sepp Rieder und Wirtschaftsfonds-Geschäftsführer Bernd Rießland erklärten. Auf Nachfrage sagte Rieder weiters, dass dies das erste von mehreren derartigen Projekten sei, die im rot-grünen Pakt vereinbart wurden.

Für den Grünen-Energiesprecher Christoph Chorherr – der von dieser Präsentation seitens der SPÖ nicht informiert worden war – ist dies "ein sehr schönes Projekt, aber leider nicht einmal ein Tropfen auf dem heißen Stein".

Vorbild: Termitenbau

"Ein derartiges Passivhaus benötigt 15 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr – schlechte neue Bürohäuser verschlingen aber mehr als 400 kWh." Das Hauptproblem: "Bauten mit schlechter Glasarchitektur müssen schon ab Februar/März gekühlt werden. Scheint die Sonne, müssen die Rollos runter – und das Licht wird eingeschaltet." Der Effekt: "Fünf große derartiger ‚moderner‘ Bürobauten verschlingen so viel Strom, wie allein das neue Biomassekraftwerk produziert."

Intelligente Glasarchitektur sei möglich, so Chorherr, "aber da müssten die Termitenbauten das Vorbild sein. Die haben ein derart ausgeklügeltes natürliches Lüftungssystem, dass die Temperatur drinnen immer konstant bleibt." Wien müsse daher Förderungen entwickeln, einen Grundstücksbeirat für Bürobauten einsetzen. Vor allem aber sei die Bauordnung zu adaptieren: "Wer eine Stromvernichtungsmaschine baut, sollte einfach keine Baugenehmigung bekommen." (Roman David-Freihsl, DER STANDARD Printausgabe, 13.12.2006)