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Künstliche Beschneiung ist auf Dauer keine Lösung.

Foto: APA/Karl-Josef Hildenbrand
Paris/Wien - Der Klimawandel bedroht den Skitourismus in den Alpen. Einer Studie der OECD zufolge müssen nahezu alle Skigebiete in Deutschland und rund 70 Prozent der Wintersportregionen in Österreich um die Schneesicherheit fürchten - und damit auch um die wirtschaftliche Grundlage des Wintertourismus. In der Schweiz werden Gebiete im Berner Oberland, in der Zentralschweiz, im Waadtland und in Freiburg betroffen sein. Die Jahre 1994, 2000, 2002 und 2003 waren die bisher wärmsten der vergangenen 500 Jahre.

90 Prozent noch schneesicher

Zu diesem ernüchternden Ergebnis kam eine aktuelle in Paris veröffentlichte Untersuchung der OECD, in der zum ersten Mal systematisch für die gesamte Alpenregion die Auswirkungen des Klimawandels auf den Skitourismus erforscht wurde. Demnach gelten derzeit 90 Prozent (599 von 666) der mittelgroßen und großen Skiregionen in den Alpen als schneesicher. Das heißt, sie haben für mindestens 100 Tage im Jahr eine auskömmliche Schneedecke - also rund 30 Zentimeter in der mittleren Lage des Skigebiets.

Die übrigen zehn Prozent der Wintersportregionen können schon heute nicht mehr als schneesicher angesehen werden. Ein weiterer Anstieg der Durchschnittstemperaturen werde die Zahl der schneesicheren Skigebiete deutlich reduzieren. "In den Alpen macht sich der Klimawandel besonders deutlich bemerkbar und der durchschnittliche Temperaturanstieg war in den vergangen zweieinhalb Jahrzehnten drei Mal größer als im globalen Durchschnitt", warnte Shardul Agrawala, Klimaexperte im Umweltdirektorat der OECD.

Weniger Schnee in tieferen Lagen

Die Berechnungen der Klimamodelle zeigen, dass in den kommenden Jahrzehnten die Entwicklung noch schneller fortschreiten dürfte. Damit werde es weniger Schnee in den tieferen Lagen geben, die Gletscher werden sich weiter zurückziehen und der Permafrost in den höheren Lagen wird auftauen. Doch auch bei einem vergleichsweise geringen Temperaturanstieg um nur ein Grad wären die Auswirkungen beträchtlich.

Die Schweiz würde durch den Klimawandel zwar relativ gesehen die wenigsten schneesicheren Skigebiete einbüßen. Allerdings würde auch dort ein Anstieg der Durchschnittstemperatur um ein Grad die Anzahl um zehn Prozent reduzieren. Bei einem Temperaturanstieg um vier Grad wäre nur noch Hälfte der Skiregionen in der Schweiz schneesicher. Die Betreiber passen sich schon heute der kürzeren Schneesaison und dem Anstieg der Schneegrenze an.

Beschneiung keine dauerhafte Lösung

"Derzeit wird aber noch viel zu viel auf Technologie und zu wenig auf einen Strategiewechsel im Tourismusmarketing gesetzt", kritisierte Agrawala. Künstliche Beschneiung mag unter gegebenen Bedingungen für die Betreiber noch wirtschaftlich sein, doch die Anlagen verbrauchen enorme Mengen an Wasser und Energie und die Beschneiung beeinflusst Landschaft und Umwelt. Wenn die Temperaturen weiter steigen, dürfte künstliche Beschneiung weit teurer werden und ab einem bestimmten Niveau nicht mehr rentabel.

Auch Kunststoffabdeckungen, wie sie im Sommer in einigen Regionen zur Konservierung der Gletscher eingesetzt werden, könnten kurzfristig erfolgreich sein. Den Verlust an Gletschermasse werden aber auch sie nicht aufhalten, sollte sich die Erwärmung fortsetzten. Landschaftsveränderungen - etwa durch Pistentrassierungen oder Veränderungen von Bachläufen - könnten die Umwelt schädigen und Überschwemmungen und Steinschlag verursachen. (APA)