Eines kann keiner der israelischen Koalitionspolitiker erklären, die jetzt ihren Regierungschef Ehud Barak im Regen stehen lassen, um die Verantwortung für eine historische Entscheidung nicht teilen zu müssen: Warum hat sich, falls das israelisch-palästinensische Abkommen mit den angeblichen unerträglichen Konzessionen Israels wirklich schon steht, Yassir Arafat eigentlich wie eine alte Jungfrau gebärdet, als der Gipfelvorschlag der Amerikaner auf den Tisch kam? Tatsache ist, dass man ihn fast nach Washington prügeln musste. Aber vielleicht sind ja irgendwelche Wunder passiert, seit US-Außenministerin Madeleine Albright zuletzt unverrichteter Dinge und sichtbar frustriert aus dem Nahen Osten abgereist ist; vielleicht hat Barak ja den Palästinenserchef angerufen und gesagt, ich hab mir's überlegt, die Siedler sind mir egal, nimm 99 Prozent des Westjordanlandes und Ostjerusalem dazu. Nein, Barak und Arafat fahren ohne Einigung und ohne Garantie darauf nach Camp David. Die Aussichten mögen etwas besser sein als zweckpessimistisch, zur Entdramatisierung des Treffens, dargestellt wird. Aber die Positionen der beiden Verhandlungspartner waren zuletzt so weit voneinander entfernt, dass sich die Hoffnungen auf einen Durchbruch tatsächlich vor allem auf den Erfolgszwang beider beziehungsweise ihre Angst vor den Konsequenzen eines Scheiterns gründen. Nicht die Palästinenser, denen das als die übliche Drohung ausgelegt worden wäre, sondern Bill Clinton hat eindringlich vor einem Rückfall in Gewalt und Terror im Nahen Osten gewarnt. Natürlich hat auch der scheidende US-Präsident seine eigene Agenda, die ihn jetzt zu verstärkten Anstrengungen treibt. Aber wahr bleibt: Während Israel mit Syrien theoretisch noch jahrelang wie bisher weiterleben könnte, kann die palästinensische Frage nicht viel länger warten. Daran kann auch der Kleinmut der Koalitionäre Baraks nichts ändern.