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Monika Lindner und Stiftungsrat-Vorsitzender Klaus Pekarek bei der Sitzung am Mittwoch.

Foto: APA/Gindl
Die scheidende ORF-Generaldirektorin Monika Lindner wird ihre Klage gegen den Medienjournalisten Harald Fidler sowie gegen derStandard.at zurückziehen. Die Entscheidung, das rechtliche Vorgehen einzustellen, fiel, nachdem ORF-Stiftungsräte aller "Freundeskreise" massive Kritik geübt und sich im Rahmen der ORF-Stiftungsratssitzung am Mittwoch zu "Prinzipien der Vertraulichkeit und der Verpflichtung zur Verschwiegenheit" bekannt hatten, berichtete Stiftungsratsvorsitzender Klaus Pekarek.

Strafrechtliche Verfolgung

Linder hatte den STANDARD-Redakteur Fidler strafrechtlich wegen Urheberrechtsverletzung verfolgen lassen. Der Medienjournalist, der sich in den vergangenen Jahren immer wieder durch kritische ORF-Berichte und die kritische mediale Begleitung von Lindners Amtsperiode auszeichnete, hatte Lindners Bewerbungskonzept zur Generaldirektorenwahl im Volltext auf derStandard.at bereitgestellt. Die ORF-Chefin sah darin ihre Urheberrechte verletzt. Kritik an ihrem rechtlichen Vorgehen gab es nicht nur von Stiftungsräten, sondern auch von ORF-Redakteuren sowie vom Verein Medienjournalismus Österreich (MÖ). Auch der künftige ORF-Chef Alexander Wrabetz riet Lindner von der Klage ab.

Lindner kam mit Rückzug einer Empfehlung des Stiftungsrates zuvor

Hätte Lindner am Mittwoch nicht einen rechtlichen Rückzieher gemacht, dann wäre es vermutlich zu einer einstimmigen Empfehlung des Stiftungsrats gekommen, die Klage zurückzuziehen, war aus dem Gremium zu hören. STANDARD-Redakteur Fidler selbst begrüßte das Einlenken der Noch-Generaldirektorin mit den Worten: "Das ist eine Entscheidung im Sinn der Informationsfreiheit." Fidler wurde nach der Ankündigung Lindners von Stiftungsräten aller Couleur beglückwünscht.

Der Stiftungsrat beschäftigte sich aus Anlass von Lindners Klage gegen die Veröffentlichung ihrer Bewerbung in einer Grundsatzdebatte auch mit den Prinzipien der Verschwiegenheit und Vertraulichkeit des Gremiums. Die Vertreter des obersten ORF-Aufsichtsgremiums legten dabei ein klares Bekenntnis zu diesen Prinzipien ab. (APA)