Santiago de Chile - Nach dem Eklat auf der Trauerfeier für den chilenischen Ex-Diktator Augusto Pinochet hat Präsidentin Michelle Bachelet eine Bestrafung von dessen Enkelsohn gefordert. Dieser habe "einen schweren Fehler begangen und die Armee wird wissen, wie sie damit umzugehen hat", sagte Bachelet am Mittwoch in Santiago de Chile. Der Armeeoffizier Augusto Pinochet Molina hatte während der Militärzeremonie für seinen Großvater am Dienstag überraschend das Wort ergriffen und dessen Putsch gegen den gewählten Präsidenten Salvador Allende 1973 verteidigt.

Bestrafung obliege Militär

"Er war ein Mann, der auf der Höhe des Kalten Krieges das marxistische Modell besiegt hat, das sein totalitäres Modell nicht durch Wahlen, sondern direkt durch militärische Mittel durchsetzen wollte", sagte der 33-Jährige. Zugleich beklagte er, seine Familie sei in den letzten Lebensjahren seines Großvaters "von Richtern schikaniert worden, die mehr hinter dem Ruhm her waren als hinter der Gerechtigkeit". Bachelet sagte, die Bestrafung des Offiziers obliege dem Militär. Gemäß der chilenischen Verfassung müssen sich Angehörige des Militärs mit ihrer politischen Meinung in der Öffentlichkeit zurückhalten.

Der Ex-Diktator Pinochet war am Sonntag im Alter von 91 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts gestorben. Seine Leiche wurde in der Nacht zum Mittwoch eingeäschert. Während seiner Herrschaft von 1973 bis 1990 wurden in Chile mindestens 3.000 Menschen getötet. Nachweislich wurden mindestens 28.000 Menschen gefoltert, vermutlich ist die Zahl der Folteropfer jedoch wesentlich höher. Zehntausende wurden ins Exil getrieben. (APA/AFP)