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Foto: AP/John McConnico
Hamburg - Rund 400.000 Ureinwohner der Arktis sind nach Angaben der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) durch Klimawandel und Rohstoffabbau in ihrem Lebensraum massiv bedroht. Durch die Plünderung der Bodenschätze stünden die Menschen buchstäblich vor dem Nichts, warnte die GfbV in Hamburg bei der Vorstellung ihres Menschenrechtsreports "Die Arktis schmilzt und wird geplündert".

Der Lebensraum der Arktis-Bewohner werde rücksichtslos zerstört. Angesichts einer schwindenden Schneedecke sei es für die Industrie immer interessanter und technisch einfacher, Öl-, Erdgas- und Teersandreserven in den Polarregionen zu erschließen.

Veränderungen

"Viele Konzerne stehen in den Startlöchern. Für die Menschen in der Arktis bedeutet das eine rasante Veränderung ihrer Lebensumwelt, in die sie nicht einbezogen werden", kritisierte der Polarforscher Arved Fuchs. Der Rohstoffabbau verschärfe die Probleme, die die Menschen durch den Klimawandel ohnehin schon hätten. Auf Grönland etwa könnten sie nicht mehr mit dem Hundeschlitten, sondern nur noch mit dem Boot auf die Jagd gehen. "Das ist viel gefährlicher, aber das Eis ist einfach nicht mehr da", sagte Fuchs. Den Menschen fehle damit auch die Existenzgrundlage.

Umweltschäden

"Die Menschen werden von einer Entwicklung überrollt, die ihre gesamte Kultur und Identität mit dem Untergang bedroht", heißt es in dem 105 Seiten starken GfbV-Bericht. Entwurzelung, Alkoholismus und eine hohe Selbstmordrate seien die Folgen. Durch den Ansturm auf die Bodenschätze würden die Arktis-Bewohner auch unter Umweltschäden leiden. Die Menschen in der Nähe der Förderstätten "trinken verseuchtes Wasser, essen verseuchten Fisch und atmen vergiftete Luft ein", warnte die GfbV. In der russischen Arktis würden sie zudem unter hohen Strahlenwerten durch Atommüll aus Sowjetzeiten leiden.

Der Klimawandel in der Arktis vollzieht sich dem Bericht zufolge zwei Mal schneller als im globalen Durchschnitt. "Es gibt Schätzungen, wonach das Eis bis 2040 verschwunden ist", sagte Fuchs. Absurderweise könne gerade die Förderung der Ölreserven in der Arktis die Entwicklung beschleunigen, weil letztlich der vermehrte CO2-Ausstoß die globale Erwärmung wieder anheize. (APA/dpa)