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Balasingham starb am Donnerstag im Alter von 68 Jahren in London an Krebs.

Foto: Reuters/Dominic Favre/Files
Colombo - Der führende Unterhändler und Chef-Ideologe der tamilischen Rebellen in Sri Lanka, Anton Balasingham, ist tot. Balasingham sei am Donnerstag im Alter von 68 Jahren in London an Krebs gestorben, meldete Tamilnet, ein den Befreiungstigern von Tamil Eelam (LTTE) nahe stehender Internetdienst. Balasingham hatte für die LTTE mehrere Runden von Friedensgesprächen mit der srilankesischen Regierung geführt, die jedoch kein Ende des Konflikts brachten. Die Gewalt auf der Urlaubsinsel ist seit Ende vergangenen Jahres wieder dramatisch eskaliert.

Vor Kurzem erklärte die LTTE das Anfang 2002 vereinbarte Waffenstillstandsabkommen zwischen Regierung und Rebellen für "tot". Offiziell hat allerdings keine der beiden Seiten den Vertrag bisher aufgekündigt. Balasingham galt als moderate Kraft in der LTTE. Er litt laut Tamilnet seit 35 Jahren an Diabetes und musste sich Ende der 90er Jahre einer Nierentransplantation unterziehen. Im November war bei Balasingham Krebs diagnostiziert worden. Balasingham hatte die britische Staatsbürgerschaft.

1500 Tote seit Februar

Die Kämpfe zwischen Tamilen-Rebellen und Regierungstruppen haben seit Februar rund 1.500 Menschen das Leben gekostet. Nachdem sie früher einen eigenen Staat forderte, verlangt die LTTE nun eine Autonomie für die tamilischen Gebiete im Osten und Norden des südasiatischen Inselstaates. Der Bürgerkrieg kostete seit 1983 mehr als 66.000 Menschen das Leben.

Im früheren Ceylon, das zunächst von den Portugiesen, dann den Niederländern und ab Ende des 18. Jahrhunderts schließlich von den Briten kolonisiert wurde, stellen die großteils buddhistischen Singhalesen mit mehr als 70 Prozent die größte Volksgruppe. Die mehrheitlich hinduistischen Tamilen sind mit zirka 18 Prozent die größte Minderheit. Acht Prozent der Einwohner Sri Lankas sind Nachkommen arabischer und malaiischer Moslems.

Die im 19. Jahrhundert zugewanderten Indien- oder Kandy-Tamilen wurden von den Briten während der Kolonialzeit vor allem als Arbeitskräfte auf den Tee-Plantagen beschäftigt, während die Ceylon-Tamilen von den Kolonialherren vor allem in der Verwaltung eingesetzt und dabei gegenüber den Singhalesen bevorzugt wurden. Nach der Unabhängigkeit des Landes von Großbritannien 1948 führte dies zu starken Antipathien zwischen diesen beiden Bevölkerungsgruppen. Vor allem die wechselnde Sprachenpolitik sorgte für Spannungen. (APA)