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Henrico Frank, nachdem er Kurt Becks Pflegetipps befolgt hat

Foto: AP/Probst
Wiesbaden/Berlin - "Obernaiv und elitär", schimpft Grünen-Fraktionsvize Thea Dückert. "Wer am Boden liegt, braucht Hilfe und keine symbolischen Fußtritte", klagt Dieter Bartsch, Bundesgeschäftsführer der Linkspartei.

Empört sind sie über Kurt Beck. Denn der SPD-Chef hat sich auf dem Weihnachtsmarkt in Wiesbaden als "Hartz-IV-Stilberater" betätigt. Auf dem Markt befand sich auch Henrico Frank, ein 37-Jähriger ohne Arbeit, aber mit drei Bier intus. "Sie sind verantwortlich für Hartz IV, und ich habe keinen Job", rief er erbost, als er Beck erblickte.

"Waschen und rasieren"

Der drehte sich um, nahm den bärtigen, langhaarigen, gepiercten Mann ins Visier und hatte sogleich einen Tipp: "Wenn Sie sich waschen und rasieren, haben Sie in drei Wochen einen Job." Becks Begleittross stockte kurz der Atem, doch der SPD-Chef mit dem Dreitagebart, bekannte in breiter Mundart: "S'Lebbe iss doch, wie's iss." Auf die Frage, ob Körperpflege eine geeignete Methode sei, um Langzeitarbeitslosen zum Job zu verhelfen, verteidigte sich Beck: "Schon, wenn es in der Person ausdrücklich begründet ist."

Doch Ende gut, fast alles gut: Frank ist mittlerweile geduscht, frisiert und rasiert, und Beck lädt ihn im Jänner zu sich, um ihm bei der Jobsuche zu helfen. Somit könnte die Geschichte versöhnlicher enden als jenes Ereignis, das sich im Mai 2005 in Bremen zutrug: Da schüttete Wirtschaftssenator Peter Gloystein (CDU) von einer Bühne herab Sekt auf einen Arbeislosen. Einen Tag später war auch Gloystein seinen Job los. (bau/DER STANDARD, Printausgabe, 16.12.2006)