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Die Expansion in Österreich ist ausgereizt. Der Milchverarbeiter Nöm will sich daher kommendes Jahr im Ausland auf breite Beine stellen.

Foto: APA/Hans Techt
Wien – Der Milchverarbeiter Nöm bereitet sich auf internationale Zukäufe und Investitionen vor. Die Raiffeisen Holding NÖ-Wien stellt dafür als Eigentümer in den kommenden zwei Jahren 150 bis 200 Mio. Euro zur Verfügung; ein Drittel soll aus dem Eigenkapital aufgebracht werden. Im Visier sind Projekte in West- und Osteuropa. Ziel ist, mittelfristig 25 bis 30 Prozent der Molkerei an die Börse zu bringen.

„Wir sehen in Österreich für uns keine Wachstumschancen mehr“, sagt Erwin Hameseder, Chef der Raiffeisen Holding. Die Suche nach einem österreichischen Partner sei abgehakt. "Wir wollen uns 2007 im Ausland stärker verankern. Es gibt derzeit viel versprechende Gespräche." Die Nöm erwarte heuer rund 320 Mio. Euro Umsatz und ein Ergebnis von etwa zwölf Mio. Euro. Der Exportanteil sei seit 2003 von knapp 20 auf 50 Prozent gestiegen.

Nach Akquisitionen sieht sich Hameseder auch für den Mühlenkonzern LLI um. "Wir sind dabei, in Rumänien Fuß zu fassen." Ziel sei, sich rasch 20 Prozent des Marktes zu sichern. Für 2008/09 werde der Gang an die Börse überlegt.

Erneuerbare Energien

In Österreich sind der Raiffeisen Holding im Mühlen- wie im Milchgeschäft für weitere Expansionen die Hände gebunden. Neuer Schwerpunkt für Investitionen sind daher erneuerbare Energien. Hameseder will großangelegte Biogas-Projekte auf die Beine stellen. Er rechnet mit Investitionen von 500 Mio. Euro und einigen hundert neuen Arbeitsplätzen. Entscheidend dabei sei, die zahlreichen brachliegenden Felder in Produktionsflächen umzuwandeln.

Gut unterwegs sieht sich die Raiffeisen Holding mit der Strabag. Das Kapital der Baugruppe soll um 35 auf 105 Millionen Euro erhöht werden. Ein Drittel des Konzerns komme im Frühsommer 2007 an die Börse. Die Raiffeisen Holding und die Haselsteiner-Gruppe wollen sich auf 40 Prozent zurückziehen. In zwei oder spätestens drei Jahren sei ein Secondary Offering geplant.

Was den Bau der A5-Nordautobahn betrifft, spricht Hameseder von einer "akzeptablen partnerschaftlichen Einigung". Das im Wettbewerb unterlegene Konsortium Akor rund um Raiffeisen, Porr und Strabag werde bei der Konzessionsgesellschaft mit 28 Prozent einsteigen. Für die Raiffeisen Holding bedeute das einen Einsatz von fünf bis sechs Mio. Euro an Eigenkapital. Hameseder schließt jedoch nicht aus, dass es dabei noch zu Verschiebungen kommt. "Denn wir haben hohes Interesse daran, Anteile zu übernehmen." Weitere Baustelle der Holding wird ein Gesundheitszentrum um 82 Mio. Euro. Auch um frühere Wiener Kasernen will sich die Gruppe bemühen.

Die Raiffeisen Holding beschäftigt in 570 Unternehmen 115.000 Mitarbeiter. Der Jahresüberschuss steigt 2006 um 40 Prozent auf mehr als 400 Mio. Euro, der Umsatz liegt bei 16 Mrd. Euro. "Die Risikokosten sind niedrig, und wir haben keine Sorgenkinder", sagt Hameseder. Aufgrund der soliden Eigenkapitalausstattung ließe sich die Expansion ohne zusätzliche Kapitalmaßnahmen fortführen. Der Vorstand werde zudem eine höhere Dividende vorschlagen. "Wir stehen nicht unter dem Stress, Gewinne zu maximieren." (vk, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10.12.2006)