Amsterdam - Das monatelange Tauziehen um die Mehrländerbörse Euronext wird wohl noch in dieser Woche sein formales Ende finden. Am Dienstag stimmten die Aktionäre der Euronext auf einer außerordentlichen Hauptversammlung in Amsterdam dem Zusammenschluss mit der New York Stock Exchange (Nyse) zu. Am Mittwoch treffen sich dann die Nyse-Aktionäre. Von ihnen sind keine Widerstände gegen die erste transatlantische Börse der Welt zu erwarten.

Im Folgenden eine Chronik der seit Jahren andauernden Bemühungen um eine Neuordnung der Börsenlandschaft:

März 2000: Die Börsen Paris, Amsterdam und Brüssel veröffentlichen ihren Plan zur Bildung der Euronext. Später stößt Lissabon hinzu.

Mai 2000: Die Londoner Börse (LSE) und die Deutsche Börse stellen einen gemeinsamen Fusionsplan mit dem Projektnamen "iX -International Exchanges" vor.

August 2000: Die schwedische Börse OM legt ein Übernahmeangebot für die LSE vor.

September 2000: Die LSE zieht sich vom iX-Projekt zurück, um sich auf die Abwehr der Übernahme durch OM zu konzentrieren. OM scheitert. Euronext startet in Brüssel.

Oktober 2001: Euronext gewinnt das Bietergefecht mit der LSE um die Londoner Derivatebörse Liffe.

August 2004: Die Schweizer Börse SWX lehnt Pläne der Deutschen Börse für eine Fusion ab.

13. Dezember 2004: Die Deutsche Börse veröffentlicht eine Offerte für die LSE über knapp zwei Milliarden Euro.

20. Dezember 2004: Die Euronext bekundet ebenfalls Interesse an einem Kauf der LSE, nennt aber keinen Preis.

6. März 2005: Die Deutsche Börse zieht auf Druck von oppositionellen Aktionären ihre Offerte für die LSE zurück.

21./22. Februar 2006: Die Deutsche Börse stellt einen Plan vor, mit der Euronext eine kontinentaleuropäische Börse mit Sitz in Frankfurt zu schaffen. Ziel sei eine "Fusion unter Partnern".

10. März 2006: Die US-Technologiebörse Nasdaq will die LSE übernehmen. Diese lehnt das Angebot von 950 Pence je Aktie als zu niedrig ab.

14. März 2006: Euronext-Chef Jean-Francois Theodore signalisiert Bereitschaft zu Gesprächen mit den Deutschen.

15. März 2006: Die Deutsche Börse bietet der Euronext offiziell Fusionsgespräche an.

11. April 2006: Die Nasdaq kauft knapp 15 Prozent an der LSE über den Kapitalmarkt.

18. Mai 2006: Die Euronext verhandelt nach eigenen Angaben auch mit anderen Fusionsinteressenten. Nach Medienberichten sind darunter die New Yorker Nyse und die italienische Börse.

19. Mai 2006: Die Deutsche Börse nennt Bedingungen für eine Fusion mit der Euronext. Die Euronext und die italienische Börse verkünden, in Fusionsverhandlungen einsteigen zu wollen. Die Nasdaq erhöht ihren Anteil an der LSE auf mehr als 25 Prozent.

22. Mai 2006: Die Nyse legt ein Übernahmeangebot für die Euronext über rund acht Milliarden Euro vor.

23. Mai 2006: Die Deutsche Börse bietet 8,6 Milliarden Euro für die Euronext.

24. Mai 2006: Auf der Hauptversammlung der Deutschen Börse bietet diese Euronext-Chef Theodore im Falle einer Fusion den Chefposten des neuen Unternehmens an.

2. Juni 2006: Nyse und Euronext einigen sich auf die Bedingungen einer Fusion.

21. Juni 2006: Die Deutsche Börse will wie auch die Euronext um die Mailänder Börse Borsa Italiana werben.

30. August 2006: Euronext kündigt für Anfang Dezember eine außerordentliche Hauptversammlung an, auf der über die Fusion mit der Nyse entschieden werden soll.

24. September 2006: Sondierungsgespräche zwischen der LSE und der Handelsplattform ICAP über eine rein britische Börsenfusion werden ohne Ergebnis beendet.

5. Oktober 2006: Ein im Auftrag der einflussreichen Pariser Finanzplatzvereinigung Europlace erstelltes Gutachten favorisiert eine europäische Lösung für die Euronext. Es verwirft die Angebote von Nyse und Deutscher Börse und schlägt ein Dreierbündnis von Deutschen, Franzosen und Italienern vor. Erst im nächsten Schritt solle mit der Nyse gesprochen werden.

6. Oktober 2006: Die OMX übernimmt zehn Prozent der Börse Oslo, der einzigen noch selbstständigen Börse Skandinaviens.

12. Oktober 2006: Die Mailänder Börse teilt mit, dass sie mit der Deutschen Börse der Euronext ein Alternativangebot zur Fusion mit der Nyse unterbreiten will.

17. Oktober 2006: Die großen Chicagoer Derivatebörsen CME und CBOT einigen sich auf eine Fusion.

7. November 2006: Deutsche Börse und die Mailänder Borsa Italiana setzen Gespräche über eine Zusammenarbeit aus.

15. November 2006: Die Deutsche Börse zieht ihr Übernahmeangebot für die Euronext offiziell zurück.

20. November 2006: Die Nasdaq bietet umgerechnet rund vier Milliarden Euro für die LSE. Diese lehnt ab.

12. Dezember: Die Nasdaq legt den LSE-Aktionären ein feindliches Übernahmeangebot vor und setzt eine Annahmefrist bis zum 11. Jänner 2007.

19. Dezember: Die Aktionäre der Euronext stimmen auf einer außerordentlichen Hauptversammlung in Amsterdam für eine Fusion mit der New York Stock Exchange. (APA/Reuters)