Problem mit Folgen
Nachdem die Geburtenraten in Österreich bereits seit Jahrzehnten sehr niedrig ist, könnte ein Teufelskreis in Gang kommen bzw. bereits in Gang gekommen sein. "Je später gegengesteuert wird, desto geringer wird der Nutzen", so Lutz. Im Extremfall könnten laut Berechnungen der DemographInnen im Jahr 2100 in Österreich 80 Prozent der Menschen über 65 Jahre alt sein, mit allen Folgeproblemen wie der Pensionsproblematik. Durch Zuwanderung könnte die Entwicklung dieses Szenarios merkbar, aber nicht prinzipiell abgefedert werden, dann wären 60 Prozent über 65 Jahre alt.
Unter zwei Kindern pro Frau
Österreich gilt europaweit als Spitzenreiter, was niedrige Geburtenraten angeht. Derzeit liegt die offizielle Rate bei 1,42 Kinder pro Frau, also weit unter den errechneten zwei Kindern pro Frau, die nötig wären, um die Bevölkerung stabil zu halten. Zum Vergleich: Der Wert lag beispielsweise 1935 noch bei 2,3 und ist dann bis in die 1970er Jahre mehr oder weniger kontinuierlich gesunken.
Dabei sind die ExpertInnen mit der einfachen Rechnung "Kinder pro Frau" nicht ganz glücklich. "Durch den Umstand, dass Frauen immer später Kinder bekommen, ergibt sich eine Verzerrung. Rechnet man diesen Fehler weg, kommt man auf eine bereinigte Rate von derzeit 1,63 Kindern pro Frau. Aber auch das liegt noch deutlich unter dem anzustrebenden Wert von zwei Kindern.
Laut Umfragen möchten derzeit die ÖsterreicherInnen zwischen 25 und 39 Jahren 1,69 Kinder. Vergleicht man das mit der bereinigten Geburtenrate, kommt man auf eine weitgehende Deckung. Lutz ist daher überzeugt, dass man direkt beim Kinderwunsch ansetzen muss, wenn man die Situation ändern möchte. Damit widerspricht er auch dem jüngst erschienenen Weißbuch der Europäischen Kommission. Darin gehe es hauptsächlich darum, die Diskrepanz zwischen Kinderwunsch und realer Kinderzahl zu verringern. Für Österreich sieht Lutz diese Diskrepanz nicht. Anders ausgedrückt: Wer hierzulande Kinder möchte, bekommt sie auch.
Kindergeld greift nicht