Wien - Nach dem im Herbst erfolgten Einstieg von Rewe Austria bei Adeg mit 24,9 Prozent werden die beiden Handelsunternehmen wie geplant Anfang 2007 mit dem gemeinsamen Einkauf starten. Die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) sieht derzeit keine Möglichkeit, gegen die Liefervereinbarung von Rewe und Adeg vorzugehen. Spar ist damit mit seiner Beschwerde gegen den Deal beim Kartellamt abgeblitzt.

Die BWB schreibt in ihrer Stellungnahme zum "Eingabekonvolut der Spar in Sachen Rewe/Adeg", dass ein Kartellverbot (§ 1 KartG) "erst konkret im Hinblick auf einen tatsächlich verwirklichten Sachverhalt durch die BWB geprüft werden kann, nicht jedoch schon auf Grund bloß vermuteter künftiger Verhaltensweisen. Auch eine Ahndung allfälliger missbräuchlicher Verhaltensweisen kann nur nach deren tatsächlicher Vornahme erfolgen".

Die Kartellwächter merken aber auch an, "sofern und sobald Informationen über eine tatsächliche Kooperation oder sonstige tatsächlich gesetzte Verhaltensweisen vorliegen", die BWB deren Vereinbarkeit mit dem Kartellrecht prüfen und notwendige bzw. rechtlich mögliche Maßnahmen ergreifen werde.

Der reine Anteilserwerb von Rewe bei Adeg war kein anmeldepflichtiger Zusammenschluss nach österreichischem Kartellrecht. Die ergänzende Liefervereinbarung unterlag laut Rewe-Sprecherin Corinna Tinkler der "Selbsteinschätzung. Spar hat daraufhin bei der BWB Beschwerde gegen den Deal eingereicht, weil eine kartellrechtswidrige Wettbewerbsbeschränkung vermutet wurde. Spar-Chef Gerhard Drexel hat in diesem Zusammenhang sogar von einem Beschaffungskartell gesprochen.

Deutsche Kartellbehöre muss noch zustimmen

Noch zustimmen zum Rewe-Einstieg bei Adeg müsse die deutsche Kartellbehörde. Tinkler sieht das aber als "reinen Formalakt" und geht davon aus, dass das grüne Licht noch bis Ende 2006 erfolgen werde. Dann stehe dem gemeinsamen Einkauf nichts mehr im Wege, betätigte die Rewe-Sprecherin jüngste Medienberichte. Trotz Liefervereinbarung werde Adeg die Sortimentshoheit behalten und selbstständig einkaufen, "das heißt, Adeg muss auf Rewe zukommen und sagen, was sie von uns beziehen wollen", versuchte Tinkler mögliche Wettbewerbsbedenken auszuräumen.

Rewe Austria mit den Handelsketten Billa, Merkur, Penny, Emma und Bipa hat 24,9 Prozent der Anteile der Adeg Österreich Handels AG erworben, nachdem die Adeg-Kaufleute Mitte September der Edeka Südbayern ihren Anteil an der Adeg abgekauft hatten. Edeka war damit nach acht Jahren erstmals wieder zu 62,5 Prozent in Besitz der Adeg-Kaufleute gestanden. Zuvor hatten je 37,5 Prozent der Edeka Südbayern und der Edeka Chiemgau gehört, 25 Prozent standen bis dahin in Besitz der Adeg-Kaufleute. Edeka Chiemgau hat die Beteiligung an Adeg behalten.

Die Bilanz 2005 von Adeg weist ein tiefes Loch auf: Adeg fuhr im Vorjahr bei einem stagnierenden Umsatz von 776 Mio. Euro einen Verlust von rund 16 Mio. Euro ein und übertraf damit das negative Ergebnis von 2004 (minus 2,2 Mio. Euro) deutlich.

Marktführer im österreichischen Lebensmittelhandel ist laut AC Nielsen (inklusive der Umsatzschätzung zu Hofer und Lidl) die Rewe-Gruppe mit einem Marktanteil von 29,5 Prozent. Die Nummer zwei am Markt ist Spar mit einem entsprechenden Anteil von 27,6 Prozent. Hofer ist mit 18,8 Prozent-Anteil die Nummer drei hinter Rewe und Spar im österreichischen Lebensmittelhandel. Dahinter folgen Adeg (exklusive Hofer/Lidl laut AC Nielsen mit einem Anteil von 8,4 Prozent), ZEV Markant (exklusive Hofer/Lidl 6,9 Prozent) und Zielpunkt/Plus (6,4 Prozent ohne Hofer/Lidl). (APA)