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Foto: Sean Gallup/Getty Images
Wien - Der börsenotierte Internet-Sportwettenanbieter bwin wird für 2006 einen Jahresverlust von rund einer halben Milliarde Euro ausweisen. Neben einem operativen Verlust von bis zu 30 Mio. Euro komme dabei die einmalige Abschreibung der vorwiegend in den USA aktiven schwedischen Ongame-Beteiligung zum Tragen, bestätigte bwin-Sprecherin Karin Klein am Mittwoch einen entsprechenden Bericht der Tageszeitung "Österreich". In der Zeitung kündigt bwin-Vorstandsdirektor Norbert Teufelberger für 2007 "ein sehr positives Ergebnis" an.

Einmalige Ongame-Abschreibung

Der gigantische Verlust sei nichts Neues, sondern bereits im letzten Quartalsbericht angekündigt worden, so Klein weiter. Wie berichtet hieß es damals: Darüber hinaus erwartet das Management, dass ein Großteil der im Zuge der Ongame-Transaktion erworbenen Vermögenswerte mit einem derzeitigen Netto-Buchwert von 534 Mio. Euro nicht zahlungswirksam abzuschreiben ist. Das Eigenkapital bleibt den Unternehmensangaben zufolge deutlich positiv". Zum Vergleich: in den ersten neuen Monaten beliefen sich die Brutto-Gaming-Erträge 288,7 Mio. Euro.

Laut Zeitungsbericht soll ein massives Sparprogramm die Bilanz retten, eine Lobbying-Offensive bwin nach mehreren Rückschlägen aus der Krise führen. Das Marketing-Budget soll um die Hälfte auf gut 100 Mio. Euro gekürzt werden. "TV-Werbung in Deutschland wird vorübergehend ganz eingestellt", so Teufelberger. Das Ziel: Gewinnoptimierung.

"Reserven anlegen"

Das Unternehmen müsse jetzt für die Auseinandersetzung mit den politischen Gegnern von privatem Glücksspiel "Reserven anlegen". Die neue European Gaming and Betting Organisation mit sieben großen privaten Mitgliedern soll das Lobbying auf Europa-Ebene weiter intensivieren. Noch sitzt den Unternehmen der Schock des verlorenen US-Geschäfts in den Knochen. Ähnliches traut Teufelberger auch Frankreich zu.

bwin setzt Hoffnung in ein neues Steuermodell, das gerade ausgearbeitet wird: Demnach wollen die Online-Anbieter künftig in jenen Staaten Spielabgaben zahlen, wo sie Umsätze generieren. Dieser Satz könnte bei 15 Prozent liegen. Bisher zahlte bwin vor allem am Firmensitz Gibraltar Steuern.

Das staatliche Lotto-Geschäft werde nicht angegriffen: "Kein Privater hat Interesse, eine europäische Lotterie mit Vertriebsstellen hochzuziehen", sagte Teufelberger im Interview.

Monopole

Im März entscheidet der Europäische Gerichtshof (EuGH) über das grenzüberschreitende Glücksspiel. bwin-Großaktionär Hannes Androsch hofft auf "die Haltung der EU gegen Monopole". Falls die EU allerdings gegen die Privaten entscheidet, könnte bwin bestenfalls noch in einigen Ländern Sportwetten anbieten, aber kaum Poker oder Casino-Spiele. Damit würde der einstige Börsen-Highflyer zum lokalen Player absinken, schreibt das Blatt.

bwin-Aufsichtsratschef Hannes Androsch ist zuversichtlich, dass bwin den Zustand der Rechtsunsicherheit "überleben wird" - anders als viele kleinere Anbieter. "Die Durststrecke wird noch einige Zeit dauern, aber die Stimmung lockert sich auf", so seine Einschätzung. Ob bwin unter den aktuellen Rahmenbedingungen Geld verdienen könne? Androsch: "Himalaya-Erstürmung ist keine möglich, aber auf null geht es sich aus".

Sportwetten in Bayern

bwin darf in Bayern weiter Sportwetten anbieten und mit bayerischen Spielteilnehmern Wetten abschließen. Das Verwaltungsgericht Ansbach hat einem Antrag der deutschen bwin-Tochter bwin e.K. entsprochen, die sofortige Vollziehung einer Verfügung der Regierung von Mittelfranken auszusetzen, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit.

Die Regierung von Mittelfranken hatte bwin untersagt, in Bayern via Internet den Abschluss von Sportwetten anzubieten oder mit Spielteilnehmern in Bayern Sportwetten abzuschließen. Das Verwaltungsgericht stellt in seiner Begründung klar, dass erhebliche Zweifel beständen, ob eine Umsetzung dieser Verfügung technisch überhaupt möglich wäre. Ebenfalls hat das Gericht erhebliche Zweifel, ob ein bundesweites Abschalten von bwin verhältnismäßig wäre, nur um die Untersagung für Bayern umzusetzen, so bwin.

Als einer von drei privaten lizenzierten Wettanbietern in Deutschland ist bwin einer der wichtigen Sponsoren des deutschen Sports. 2005 und 2006 sponserte bwin unter anderem die Ausstattung von über 20.000 Amateur-Mannschaften mit jeweils über einer Million Euro. (APA)