Wien - Zu 100 Prozent ausgemacht scheint die Verlängerung von Ioan Holenders Vertrag als Staatsoperndirektor doch noch nicht.
Auch wenn Alfred Gusenbauer und auch Wolfgang Schüssel auf ein aus zwingenden Termingründen angedachtes weiteres Amtsjahr Holenders zunächst angeblich zustimmend reagiert haben, bewegt sich in dieser immer dringlicher werdenden Personalfrage gegenwärtig wenig. Denn die für 2011 ohnedies schon überfälligen Vertragsabschlüsse mit prominenten Sängern, Dirigenten und Regisseuren lassen kaum noch einen Aufschub zu.
Den Grund für diese Funkstille sehen manche Beobachter in dem neuerdings in mehreren SPÖ-Mitgliedern erwachten Wunsch, den ehemaligen Salzburger Festspielintendanten und gegenwärtigen Pariser Opernchef Gerard Mortier (Foto) als neuen Staatsoperndirektor zu inthronisieren. Angesichts des Umstandes, dass Holender 75 Jahre alt sein wird, sofern er 2010 tatsächlich in den Ruhestand treten sollte, würde Mortier (Jahrgang 1943) als dessen dann auch schon 67-jähriger Nachfolger den Ruf der Staatsoperndirektion als Tageswerkstatt rüstiger Senioren jedenfalls noch weiter festigen.
Eng verbunden mit der Frage, wer außer Holender selbst auf Holender folgen soll, ist jene, wie Franz Welser-Möst zur zentralen Gestalt der Staatsoper gestylt werden kann, durch die dieses Haus künstlerisch geprägt wird.
Vor allem innerhalb des Staatsopernorchesters hat Welser-Möst nach der so harmonischen wie erfolgreichen Zusammenarbeit während der Vorbereitung der Arabella-Premiere gegenüber dem ursprünglich ebenfalls sehr stark favorisierten Christian Thielemann an Terrain jedenfalls erheblich gewonnen.
Nach allgemeiner Auffassung sollte ihm ein im Opernmanagement erfahrener Partner zur Seite gestellt werden, der den ermüdenden Kleinkram des Opernalltags nach Möglichkeit von ihm fern hält. Als solcher bietet sich in erster Linie Ioan Holender selbst an, der für Welser-Mösts enge Bindung an die Staatsoper immer energischer eintritt. Kein Weitertrödeln
Auch Bernd Loebe, Chef der Frankfurter Oper, war für diese Funktion im Gespräch, während Alexander Pereira, dessen Vertrag als Opernchef in Zürich 2011 ausläuft, sehr bald aus dem Rennen war. Erstaunlicher Weise, immerhin war die Zürcher Oper jenes Haus, in dem Welser-Möst erstmals als Operndirigent nachhaltig auf sich aufmerksam machte.