Zu Weihnachten passt einfach wieder alles zusammen. Die Skirennfahrer flitzen, und Licht ins Dunkel sammelt, was der Bildschirm hält. Aber irgendetwas ist anders, neu, ungewohnt. Die Weltcuprennen nehmen so einen märchenhaften, außerweltlichen Schimmer an. Früher gab es auch Abfahrten, bei denen sie auf einem schmalen, weißen Band talwärts zogen. Aber das war eine Ausnahme und provozierte mitleidige Reaktionen: Schau, die ham kann Schnee, sollten besser zu uns nach Österreich kommen.

Jetzt fehlt fast überall der Schnee, nur die Rennläufer schauen nicht links und rechts. Wie Hermann Maier am Mittwoch nach seinem Gefühl suchte und versicherte, sobald er es wieder gefunden hätte, werde er wieder der Alte sein. Das ist insofern witzig, als Maier wie jeder Mensch außer Hansi Hinterseer jeden Tag älter wird und wahrscheinlich den jungen Maier meint, wenn er einen Maier sucht. Ob er ihn finden wird, ist insofern fraglich, als der klassische, seriensiegende, unbezwingbare, unsterbliche Maier eine vollkommene Einheit von Mensch und Gefühl bildete. Der totale Nichtsuchende. Sobald Maier sucht, ist er nicht der Maier, den er meint, und daher nicht der Maier, den er sucht, falls er den überhaupt finden will. (Gilt Ähnliches für die große Koalition?)

Also wer ist der Maier im Fernsehen? Wurscht. Der alte Maier ist längst ein Märchenprinz aus einem fernen, verschneiten Paradies. Dort ersoff jede Skihütte Österreichs zu Mittag in Glühwein, weil die gewonnenen und verlorenen Wetten über Hermanns Vorsprung in Tischrunden abgerechnet wurden. Heute ist übermorgen Weihnachten, Licht ins Dunkel hält den Glauben an Österreich hoch und die Skirennläufer den Winter. So kann nichts Ernstes passieren. Solange es bunte Bilder schneit. (Johann Skocek, DER STANDARD Printausgabe 22.12.2006)