Wien/Berlin - Der UNO-Sicherheitsrat hat am Samstag einstimmig Sanktionen gegen den Iran beschlossen, um das Land zur Aufgabe seines Atomprogramms zu drängen. Die internationale Gemeinschaft hat den Iran seit Jahren im Verdacht, an Atomwaffen zu arbeiten. Im Folgenden ein Überblick über die Entwicklung des Konflikts.

August 2002 - Eine iranische Oppositionsgruppe berichtet im Exil über eine Anlage zur Urananreicherung im iranischen Natanz und eine Schwerwasseranlage in Arak. Uran kann je nach Grad der Anreicherung zur Stromgewinnung oder zum Bau von Atomwaffen verwendet werden.

Dezember 2002 - Die USA werfen dem Iran vor, auf breiter Basis die Herstellung von Massenvernichtungswaffen zu verfolgen.

Juni 2003 - Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEO) stellt nach Kontrollen in Natanz und Arak fest, dass der Iran gegen den Atomwaffensperrvertrag verstoßen hat.

Oktober 2003 - Der Iran verspricht Deutschland, Frankreich und Großbritannien, die im Namen der Europäischen Union Vermittlungsgespräche aufgenommen haben, alle Arbeiten zur Anreicherung von Uran einzustellen.

Dezember 2003 - Der Iran erlaubt unangekündigte Inspektionen seiner Atomanlagen.

Juni 2004 - Die IAEO wirft dem Iran vor, nicht ausreichend mit ihr zu kooperieren. Im Gegenzug erklärt die Islamische Republik, sie werde ihre Arbeiten an Zentrifugen wieder aufnehmen. Zentrifugen werden bei der Urananreicherung gebraucht.

November 2004 - Der Iran sagt den drei EU-Staaten zu, alle Arbeiten für die Herstellung und Wiederaufbereitung von atomaren Brennstoffen auszusetzen.

Februar 2005 - Irans damaliger Präsident Mohammed Khatami erklärt, keine iranische Regierung werde das Atomprogramm aufgeben.

September 2005 - IAEO-Chef Mohamed ElBaradei bestätigt in einem Bericht, dass der Iran die Uranumwandlung in Isfahan wieder aufgenommen habe. Die Umwandlung ist eine Vorstufe der Anreicherung. Knapp zwei Wochen später erklärt der neue iranische Präsident Mahmoud Ahmadinejad, sein Land sei bereit, die Atomtechnologie an andere islamische Nationen weiterzugeben.

1. Jänner 2006 - Der Iran erklärt, die nötige Technologie zu besitzen, um Uran aus Erz zu gewinnen.

10. Jänner 2006 - Der Iran entfernt UNO-Siegel an der Anlage in Natans und nimmt seine Atom-Forschungen wieder auf.

12. Jänner 2006 - Die drei EU-Staaten ziehen sich aus den Gesprächen mit dem Iran zurück und fordern eine Einschaltung des UNO-Sicherheitsrats, der Sanktionen gegen den viertgrößten Ölexporteur verhängen kann.

30. Jänner 2006 - Die Außenminister der fünf ständigen Mitglieder des UNO-Sicherheitsrats und Deutschlands verständigen sich bei einem Treffen in London auf ein gemeinsames Vorgehen und eine härtere diplomatische Gangart. Der Konflikt soll dem Sicherheitsrat vorgelegt werden.

4. Februar 2006 - Der Gouverneursrat der IAEO beschließt den Londoner Vorschlag. Über ein eventuelles Eingreifen des UNO-Sicherheitsrats soll aber erst Anfang März entschieden werden. Einen Tag später widerruft der Iran die Erlaubnis von unangekündigten Kontrollen seines Atomprogramms durch die IAEO.

14. Februar 2006 - Der Iran nimmt nach zweieinhalbjähriger Pause seine Arbeiten an der Urananreicherung in Natanz wieder auf.

24. Februar 2006 - Russland und China schicken Vermittler nach Teheran. Beide Staaten hatten am ehesten Verständnis für die iranische Position gezeigt.

27. Februar 2006 - ElBaradei legt seinen Bericht zum Stand der internationalen Bemühungen in dem Konflikt vor. Darin stellt er fest, dass auch nach dreijährigen Kontrollen des iranischen Atomprogramms militärische Ziele nicht auszuschließen seien.

8. März 2006 - Der Gouverneursrat der IAEO- überweist den Konflikt offiziell an den UNO-Sicherheitsrat.

29. März 2006 - Die Mitglieder des Sicherheitsrats einigen sich auf eine gemeinsame Erklärung und damit auf eine der schwächsten Formen des Eingreifens.

11. April 2006 - Ahmadinejad gibt in feierlichem Rahmen bekannt, dass der Iran Uran angereicht habe und damit zur Gruppe der Länder mit Nuklear-Technologie gehöre.

28. April 2006 - ElBaradei legt dem UNO-Sicherheitsrat seinen Bericht vor, wonach der Iran den Forderungen der internationalen Gemeinschaft nach einem Stopp der Urananreicherung nicht nachgekommen ist.

17. Mai 2006 - Ahmadinejad weist das EU-Angebot pauschal zurück.

31. Mai 2006 - Die USA vollziehen eine diplomatische Kehrtwende im Atomkonflikt mit dem Iran und bieten direkte Gespräche mit der Islamischen Republik an. Voraussetzung dafür sei der Stopp der Urananreicherung.

01. Juni 2006 - Die fünf Veto-Mächte im UNO-Sicherheitsrat und Deutschland einigen sich auf ein Anreizpaket, mit dem der Iran zur Aufgabe seiner Urananreicherung bewegt werden soll.

21. Juni 2006 - Ahmadinejad nennt in einer Fernsehansprache den 22. August als Datum für eine iranische Reaktion auf das Angebotspaket. US-Präsident George W. Bush fordert eine raschere Reaktion.

12. Juli 2006 - Die fünf Veto-Mächte des Sicherheitsrats und Deutschland beschließen, den Atomstreit wieder vor die UN zu bringen.

31. Juli 2006 - Der UNO-Sicherheitsrat beschließt eine Resolution, in der dem Iran erstmals Sanktionen angedroht werden. Das Gremium fordert das islamische Land auf, bis 31. August sein Programm zur Uran-Anreicherung einzustellen.

22. August 2006 - Ohne Anzeichen für ein Einlenken übergibt der Iran seine schriftliche Antwort auf das internationale Anreizpaket an ausländische Diplomaten in Teheran. Die Antwort soll dem Iran zufolge den Weg für neue ernsthafte Verhandlungen über einige Punkte des Paktes ebnen.

29. August 2006 - Ahmadinejad pocht weiter darauf, Uran anreichern zu dürfen. Er fordert zudem Bush zum TV-Duell auf.

30. August 2006 - Einen Tag vor Ablauf des Ultimatums zeichnet sich kein Einlenken des Irans ab. Die Islamische Republik hat die UNO-Frist wiederholt als bedeutungslos zurückgewiesen.

31. August 2006 - Ahmadinejad bekräftigt in einer Fernsehansprache, dass sein Land sich internationalem Druck nicht beugen werde. Das Ultimatum läuft aus.

23. Dezember 2006 - Der UNO-Sicherheitsrat stimmt mit 15-0 für Sanktionen gegen den Iran. Der Iran wies diese als "illegal" zurück. (Reuters)