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Foto: EPA/Lenz
Berlin/Baden-Baden - Der frühere Präsident der Deutschen Bundesbank und einer der "Väter" des Euro, Hans Tietmeyer, hat vor einer vorzeitigen Aufnahme der neuen EU-Staaten in die Euro-Zone gewarnt: "Wenn Länder beitreten, ohne dass sie die Stabilitätskriterien voll erfüllen, kann das die Stabilität des Euro-Systems als Ganzes gefährden", sagte Tietmeyer der "Berliner Zeitung" (Samstagausgabe).

Je größer die Euro-Zone werde, umso größer werde auch das Potenzial von Auseinandersetzungen und Divergenzen zwischen den Staaten, warnte er. Grundsätzlich hätten aber die neuen Länder das Recht und sogar die Pflicht, dem Euro-Gebiet beizutreten, wenn sie die Voraussetzungen nachhaltig erfüllten. Der Euro sei für die Zukunft des europäischen Zusammenhalts und der Wirtschaft ein wichtiger Fortschritt.

Tür vor der Nase zugeschlagen

Anders als Tietmeyer hat sich der Chef-Volkswirt der Deutschen Bank, Norbert Walter, für eine schnellere Erweiterung der Euro-Zone ausgesprochen. Er bedauerte indirekt, dass ab 1. Jänner 2007 lediglich Slowenien den Euro als Währung übernehmen wird. Im Südwestrundfunk (SWR) sagte Walter, die alten EU-Länder hätten "den Balten die Tür vor der Nase zugeschlagen". Die Begründungen dafür seien fadenscheinig gewesen angesichts der "schlampigen" Interpretation des Euro-Stabilitätspaktes durch Länder wie Deutschland und Frankreich. Tietmeyer sagte, er sei sehr enttäuscht, dass gerade Deutschland "über mehrere Jahre so wenig Fiskaldisziplin" gezeugt habe.

Der Euro ist nach Ansicht beider Experten fünf Jahre nach seiner Bargeld-Einführung ein voller Erfolg. Deswegen würden die anderen mittel- und osteuropäischen Staaten bis 2010 mit dabei sein. (APA/dpa)