Journalisten mehrerer serbischer unabhängiger Medien, der Presseagentur BETA und der Tageszeitungen "Danas", "Blic" und "Glas javnosti", ist am Mittwoch der Eintritt in das Gebäude des serbischen Parlaments verweigert worden, meldete der Belgrader Sender "B2-92". Bisher konnten Vertreter unabhängiger Medien schon mehrmals nicht den Sitzungen parlamentarischer Ausschüsse beiwohnen, die von Abgeordneten der ultranationalistischen Radikalen Partei von Vojislav Seselj geleitet werden. Nun scheint aber das Zutrittsverbot auch für die Plenarsitzungen zu gelten. Der Ausschluss von Journalisten ist den Medienberichten zufolge auf Antrag der Radikalen Partei erfolgt, die mit dem Boykott der Parlamentssitzung gedroht hatte, sollten unabhängige Medien zugelassen werden. Regimeunabhängige Medien hatten im Februar jede Berichterstattung über die Ultranationalisten eingestellt, nachdem Seselj mit Mordüberfällen auf Journalisten gedroht hatte. Angesichts immer häufigerer Probleme mit den Behörden hat sich die unabhängige Journalistenvereinigung in der Vojvodina nun dazu entschlossen, ihre Mitglieder mit notwendigsten Hinweisen für das Verfahren im Fall von Festnahmen zu versorgen. Das Kärtchen "Stoppt Gewalt" enthält auch Telefonnummern von Rechtsanwälten, die bei der Festnahme anzurufen sind. Die Aussichten, dass Serbien über Nacht überhaupt ohne unabhängige Printmedien bleibt, werden indes immer grösser. Die Papiervorräte führender Tageszeitungen "Danas", "Glas javnosti" und "Blic" reichen nach Angaben ihrer Redaktionen nur noch bis zum Wochenende. Das jugoslawische Außenhandelsministerium hat den unabhängigen Printmedien keine Genehmigung für Papierimport ausgestellt. Die Wochenzeitschrift "Blic news" konnte am Mittwoch aus Papiermangel nicht erschienen. (APA)