Wien – 240 ist die Zahl, um die sich derzeit in Slowenien alles dreht. Für viele Dinge, die bis vor wenigen Wochen 200 Tolar gekostet haben, muss man nun 240 Tolar bezahlen: Zeitungen, ein Kaffee, ein Sandwich. Der Grund für dieses "Raubrittertum", wie es Konsumentenschützer nennen: Der Euro ersetzt mit Jahreswechsel den Tolar. 239,64 Tolar sind ein Euro, und darauf haben sich die meisten Geschäfte bereits umgestellt. Einen großen Teuerungsschub erwarten sich die Experten dennoch nicht: Heuer betrug die Inflationsrate 2,5 Prozent, im kommenden Jahr erwartet Hans Holzhacker, Ökonom bei der BA-CA, einen Wert von rund 2,9 Prozent.

Freuen auf die neue Währung

Die Bevölkerung – das geht aus mehreren Umfragen hervor – freut sich auf die neue Währung. "Wir tauschen eine gute gegen eine noch bessere Währung", sagte der Chef der slowenischen Nationalbank, Mitja Gaspari. 2,3 Milliarden Euro wurden bereits in die Tresore der Banken geliefert. 300 Millionen Stück Euro- und Centmünzen wurden in der Mint of Finland hergestellt. Auf der Zwei-Euro-Münze ist das Antlitz des slowenischen Dichters France Prešeren, auf der Ein-Euro-Münze der Verfasser des ersten slowenischen Buches, ein protestantischer Pastor aus dem 16. Jahrhundert, Primož Trubar, zu sehen.

Die Wirtschaft Sloweniens soll durch die Euro-Einführung zusätzliche Wachstumsimpulse bekommen. Vor allem für den Außenhandel rechnen Volkswirte der UniCredit mit Vorteilen. Das reale BIP-Wachstum wird deshalb im kommenden Jahr voraussichtlich bei 4,3 Prozent liegen, andere Institute gehen von bis zu 4,7 Prozent aus, wobei die Industrie mit sieben Prozent Wachstumsmotor sein soll. Nutznießer der Euro-Einführung wird auch der Tourismus in Slowenien sein, meint Ökonom Holzhacker. Der Wegfall des Geldwechselns und die bessere Vergleichbarkeit von Preisen kämen der Branche zugute.

Zwei Wochen parallel

Nur in den ersten zwei Jänner-Wochen gelten Euro und Tolar parallel, danach gilt nur noch der Euro. In Österreich dauerte die Zeit, in der Schilling und Euro parallel galten, mit zwei Monaten deutlich länger. Tolar können bis 1. März in Slowenien kostenlos umgetauscht werden, danach fallen Kosten an.

Österreichische Banken akzeptieren Tolar zumeist bis Februar, dabei fallen aber Wechselspesen an. Die Oesterreichische Nationalbank wechselt Tolar bis Ende Februar spesenfrei, danach ist nur noch der Wechsel in Slowenien möglich, bestätigt Stefan Augustin, Kassenchef der OeNB. (Michael Moravec, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.12.2006)